BAP JUBILÄUMSTOUR 1976 – 2016 auch in Lingen

Artikel vom 16. November 2016 JUBILÄUMSTOUR 1976 – 2016 Donnerstag, 17.11.2016. Lingen, Emslandarena Einlass: 19:00 Uhr/ Beginn 20:00 Uhr

Wir feiern jetzt gerade erst einmal unser Bergfest“, schmunzelt ein bühnenhungriger Wolfgang Niedecken, der sich auf den dritten Teil der „Lebenslänglich – Jubiläumstour 1976 – 2016“ freut, bei der im November und Dezember 2016 weitere 33 Konzerte auf ihn und seine Band warten.

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Und diese Vorfreude ist mehr als berechtigt. Denn die ersten beiden Teile, bei denen zwischen Mai und September rund 40 Konzerte auf dem Tourplan standen, entwickelte sich bei ausverkauften Häusern und euphorischen Zuschauerreaktionen zu einem regelrechten Triumphzug für Niedeckens BAP (ein Name, unter dem die Band seit dem Jahr 2014 wieder firmiert).
Niedecken selber spricht von „Bescherungsgesichtern“, in die er Abend für Abend geblickt habe. „Diese Freude hilft uns auf der Bühne dann auch, diese langen Konzerte zu spielen.“ In der Tat, mit dreieinviertelstündigen Shows sind BAP-Konzerte etwas ganz Besonderes – selbst nach internationalen Maßstäben. Denn damit stehen BAP bei ihren Auftritten nun sogar länger auf der Bühne als Niedeckens Freund Bruce Springsteen, der für seine Marathonkonzerte bekannt ist.
Die Länge allein ist aber nicht entscheidend, auch die Dramaturgie, das Konzept eines Abends muss stimmen. Und das tut es bei der aktuellen Konzertreise, die für Niedecken unter dem so simplen wie zutreffenden Arbeitstitel „Die beliebtesten Lieder“ steht. So hat er zum 40-jährigen Bandjubiläum nicht nur die von den Fans favorisierten Songs aus allen Phasen der BAP-Geschichte ausgewählt, sondern auch in einer Online-Abstimmung die Fans gebeten, aus dem aktuellen Album, „Lebenslänglich“, ihre Lieblingslieder zu bestimmen. So schafften es unter anderem so verschiedene Stücke wie „Absurdistan“, „Die Ballade vom Vollkasko-Desperado“ oder „Vision vun Europa“ in das Programm der laufenden Tour.
„Das Motto der ,beliebtesten Lieder‘ ist keine Mogelpackung“, bekräftigt der Künstler. Weil man sich nicht selber anmaßen wollte, die am häufigsten nachgefragten Songs vom neuen Album schon vorab zu kennen, gab es besagte Abstimmung. Die restliche Programmzusammenstellung erfolgte nach WN`s Erfahrungswerten. „Wir waren nie eine Hit-Fabrik. Viele Songs, die zu unseren beliebtesten gehören wie etwa ,Do kanns zaubere’, waren niemals eine Single. Sie wurden aber nicht zuletzt deswegen so bekannt, weil es damals noch Radioredakteure gab, die sich die Freiheit herausnahmen, auch einmal Albumtracks in ihren Sendungen zu spielen.“
Auch wenn die aus rund 30 Stücken bestehende Setlist für den zweiten Tourteil größtenteils unverändert bleibt, so kündigt der BAP-Gründer doch ein paar Überraschungen an – unter anderem sei geplant, die frühen BAP-Songs „Anna“ und das seit vielen Jahren nicht mehr live gespielte „Stell dir vüür“ vom 1979 erschienenen Debütalbum „BAP rockt andere Kölsche Leeder“ wieder live zu präsentieren.
Gleichzeitig betont Niedecken, keine nostalgischen Sehnsüchte bedienen zu wollen, auch wenn er die eigene Bandgeschichte nicht ignoriere: „BAP ist für mich immer eine Band gewesen, die im Jetzt steht und nach vorn schaut, aber auch kein Problem mit der Vergangenheit hat.“
Eine ähnliche Gratwanderung ist für Niedecken – auch und gerade auf der Bühne – das Abwägen zwischen den verschiedenen Aufgaben des Künstlers. Das ist für den Kölner jemand, der einerseits politische Themen aufgreift, andererseits den Fans auch einfach eine gute Zeit bereiten will. So finden sich im aktuellen Liveprogramm neben gesellschaftskritischen Songs wie „Kristallnaach“ oder „Arsch huh, Zäng ussenander“ auch Liebeslieder wie „Rita, mir zwei“ oder „Frau, ich freu mich“, die zum Mitrocken einladen.
„Meine Songs handeln immer von dem, was mir durch den Kopf geht“, erläutert Niedecken. „Und derzeit erscheinen bedrohliche Sachen am Horizont: Allein wenn man sich überlegt, wo überall schon Populisten die Macht übernommen haben und was uns vielleicht noch bevorsteht. Da muss man dagegenhalten –vor allem im Interesse unserer Kinder, die auch noch eine lebenswerte Welt vorfinden sollen.“
Dennoch solle man die Bühne nicht als Kanzel zum Predigen missbrauchen. „Mir ist wichtig, den Leuten auf Augenhöhe zu begegnen und sie ernst zu nehmen. Ich möchte keinen bevormunden. Deswegen würden BAP niemals Politrock machen, weil das ein zweifelhaftes Unterfangen ist, mit dem man womöglich seine Zuhörer übertölpelt. Ich lasse jedem seine freie Meinung, aber sage auch meine.“
Am Ende bleibe aber ein Spagat zwischen den Welten der Politik und des Rock’n‘ Roll, aber Niedecken ist sich sicher, diesen zu schaffen – nicht zuletzt, weil er eine hervorragende Band an seiner Seite weiß. Bereits mit der vorangegangenen Tour, die 2014 unter dem Motto „Das Märchen vom gezogenen Stecker“ stand, hat sich eben diese Formation in die Herzen der Fans gespielt. „Die aktuelle Band ist einfach eine super Besetzung, die auf internationalem Niveau spielt“, schwärmt Niedecken. Und nach der überwiegend akustischen Tour, bei der die Band damals vor allem in Häusern wie der Kölner Symphonie auftrat (wo ihr Livealbum „Das Märchen vom gezogenen Stecker“ mitgeschnitten wurde), habe diese BAP-Besetzung nun auf der Jubiläumstour auch unter Beweis stellen können, dass sie – um den Titel eines anderen Livealbums der Band zu verwenden – auch „affrocke“ kann.
So stehen neben Niedecken Bassist Werner Kopal (in der Band seit 1996), Keyboarder Michael Nass (bei BAP seit 1999), Anne de Wolff (seit 2006 ) und die zwei 2014 zur Gruppe gestoßenen Musiker Ulrich Rode an der Gitarre und Schlagzeuger Sönke Reich auf der Bühne. „Ich bin inzwischen der Älteste in der Band, aber die Mischung aus alt und jung sollte stimmen. Und wir haben mit unserem neuen Drummer jetzt jemanden in der Band, der noch in seinen frühen 30ern steht – also noch gar nicht geboren war, als wir ,Verdamp lang her’ aufgenommen haben“, erzählt Niedecken mit einem Lächeln im Gesicht. Doch genau diese Mischung funktioniere bestens. „Die Band ist jetzt noch besser eingespielt und versteht sich blind, dass man schon beinahe gegensteuern muss.“ Denn er wolle verhindern, dass sich Routine einstellt. „Aber das ist noch nicht passiert. Stattdessen ist es jeden Abend ist ein großes Erlebnis, die Musik zu genießen und sich dann zu wundern, dass das Konzert schon wieder vorbei ist.“
Und eines kann man bereits vor Tourbeginn sicher sagen: Genauso wird es auch den Zuschauern ergehen.

Tickets gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen,
sowie im Internet unter www.eventim.de (in Österreich auch unter www.oeticket.com,
in der Schweiz unter www.ticketcorner.ch) sowie www.semmel.de.

Weitere Infos und Inhalte in unserem Online-Magazin unter www.entertainmag.de.

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