Emslandlager zwischen Befreiung und Massenmord Veranstaltungen zum 70. Jahrestag des Kriegsendes

Artikel vom 9. April 2015 Meppen. Mit zwei Veranstaltungen erinnert die Gedenkstätte Esterwegen, Hinterm Busch 1, am Sonntag, 12. April, an Ereignisse in den Emslandlager vor 70 Jahren, die gegensätzlicher nicht sein könnten: Während an diesem Tag im April 1945 das Lager Oberlangen als letztes der im mittleren und südlichen Emsland gelegenen Kriegsgefangenenlager befreit wurde, fanden im Strafgefangenenlager Aschendorfermoor auf Veranlassung des angeblichen „Hauptmanns“ Willi Herold die ersten Morde von Gefangenen statt. Diese setzten sich in den folgenden Tagen mit einem Massaker fort.

Im Mittelpunkt der ersten Veranstaltung „Konspirantinnen – Polnische Frauen im Widerstand 1939 – 1945“, die um 11 Uhr beginnt, steht die Befreiung von 1.728 kriegsgefangenen polnischen Soldatinnen der Untergrundarmee Armia Krajowa im Lager Oberlangen durch Soldaten der polnischen 1. Panzerdivision. Aus Anlass des historischen Datums wird an diesem Vormittag auch eine Gruppe aus Polen und England zu Gast in der Gedenkstätte sein, darunter mehrere der 1945 im Lager Oberlangen befreiten Frauen und zwei damalige Angehörige der Panzerdivision. Eugenia Maria Cegielska, Vorsitzende der Gruppe der Oberlangen-Frauen aus Warschau, wird zu Beginn der rund zweistündigen Veranstaltung über ihre Erinnerungen berichten. Im Anschluss wird in Anwesenheit des Autors Paul Meyer der 90-minütige Film „Konspirantinnen“ gezeigt, der anhand von Berichten von Zeitzeuginnen den Widerstand von Frauen im besetzten Polen von 1939 bis 1945 dokumentiert. Der Eintritt beträgt 3 Euro.

An die Befreiung von italienischen Militärinternierten im Lager Fullen und von sowjetischen Kriegsgefangenen im Lager Wesuwe in den ersten Apriltagen wird in der um 15 Uhr beginnenden Veranstaltung „April 1945: Befreiung, Räumung und Massenmord – Das Ende der Emslandlager“ erinnert. In einem bebilderten Vortrag zeigt Kurt Buck von der Gedenkstätte Esterwegen u. a. zahlreiche Fotos, die den Zustand der Kriegsgefangenen unmittelbar nach ihrer Befreiung dokumentieren. Nach einer Pause wird der 70-minütige Film „Der Hauptmann von Muffrika“ gezeigt, in dessen Mittelpunkt die Geschehnisse im Lager Aschendorfermoor vom 12. bis 19. April 1945 stehen. In diesem Lager waren nach mehreren abgebrochenen Evakuierungsmärschen bis zu 3.000 Männer aus den Strafgefangenenlagern im nördlichen Emsland zusammengezogen worden, als am 11. April der mit einer Hauptmannsuniform bekleidete Gefreite Willi Herold das Kommando im Lager übernahm. Bis zum Eintreffen alliierter Einheiten veranlasste er die Ermordung von Gefangenen oder führte sie selbst durch.

In dem mit dem Grimme-Preis ausgezeichneten Film von Paul Meyer und Rudolf Kersting kommen zahlreiche ehemalige Gefangene und Menschen aus der Region als Zeitzeugen zu Wort. Der Eintritt zu dieser Veranstaltung, die bis 17.30 Uhr dauert, beträgt 5 Euro.

Nähere Informationen zur Gedenkstätte Esterwegen unter der Telefonnummer 05955/988950 und im Internet unter www.gedenkstaette-esterwegen.de.

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