Ermittlern der Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim ist ein Schlag gegen kriminelles Handwerkernetzwerk

Artikel vom 21. Mai 2019 Ermittlern der Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim ist ein Schlag gegen eine überregional agierende Betrügerbande gelungen.Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Osnabrück wurde gegen vier Mitglieder eines kriminellen Schlüsseldienstnetzwerkes Haftbefehl erlassen.

Originale Internet-Werbeanzeige des kriminellen Netzwerkes (mittlerweile offline)

 Die Beschuldigten im Alter zwischen 25 und 30 Jahren stehen in Verdacht, seit Anfang des Jahres 2019 in mindestens 65 Fällen Handwerksleistungen im Zusammenhang mit Türöffnungen in betrügerischer Weise abgerechnet zu haben.  Die Aufträge wurden den Männern jeweils von professionell vernetzten Vermittlerzentralen übertragen.

   Dieses kriminelle Netzwerk umfasst weit mehr, als die festgenommen vier Personen und beschränkt sich nicht nur auf die Leistungen von Schlüsseldiensten. Vielmehr konnte festgestellt werden, dass Tätigkeiten wie Rohrreinigungen oder Schädlingsbekämpfungen über dieselben Zentralen weitervermittelt wurden. Die Internetseiten suggerierten den Kunden, man würde einen lokalen, seriösen Anbieter mit den Handwerksarbeiten betrauen. Das Firmengeflecht mit unterschiedlichen Aufgabenbereichen sorgte in diesem Zusammenhang dafür, dass die jeweiligen Homepages bei Suchmaschinen im Internet entsprechend günstig platziert waren. Drei der Festgenommenen agierten im Schlüsselnotdienst und verlangten auf Weisung des vierten Mannes für ihre Arbeiten massiv überzogene Preise zwischen 500 und weit über 2000 Euro. Üblich sind in diesem Gewerbe jedoch lediglich Rechnungen zwischen 80 und 240 Euro. In der Regel wurden den Kunden handelsübliche Schließzylinder verbaut, welche mit bis zu 600 Euro berechnet wurden. In vielen Fällen war der Ausbau der intakten Schließzylinder nicht erforderlich. Den Kunden wurde hierbei wiederholt mitgeteilt, dass kein „Eigenverschulden“ vorliegen würde und die Hausratversicherung den Schaden übernehmen werde. Hierbei wurden von den Männern regelmäßig Notlagesituationen der ausgesperrten Kunden ausgenutzt.

Wiederholt übten sie massiv Druck auf Geschädigten aus, wenn sie sich weigerten die überhöhten Rechnungen zu bezahlen. Regelmäßig behielten sie Wertgegenstände oder Personalausweise als Pfand und Druckmittel ein. Ermittlungen ergaben, dass neben den Monteuren auch die im Ausland sitzenden Hintermänner und Betreiber der Internetportale an den Betrügereien deutschlandweit mitverdienten.

Die Polizei in Lingen hatte wegen der hohen Zahl der durch die vier Männer begangenen Straftaten eigens eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Am 15. Mai wurden die vier Beschuldigten unterschiedlicher Staatsangehörigkeiten im Rahmen eines groß angelegten, länderübergreifenden Polizeieinsatzes festgenommen. Dabei wurden acht Wohnungen und drei Firmengebäude in Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen durchsucht. Die Männer hielten sich zur Festnahmezeit in Nordhorn, Bremen sowie Oyten auf und konnten durch Spezialkräfte festgenommen werden. Neben umfangreichem Beweismaterial wurden dabei auch Vermögenswerte in sechsstelliger Höhe beschlagnahmt.

An den Durchsuchungen und den Festnahmen waren mehr als 140 Beamte aus Niedersachsen, Bremen und Nordrhein-Westfalen beteiligt, darunter auch Spezialeinheiten und die Bereitschaftspolizei Osnabrück. Die vier Beschuldigten sitzen in Untersuchungshaft. Ein Ende der polizeilichen Ermittlungen zeichnet sich noch nicht ab. Die Beamten gehen davon aus, dass die Festgenommenen und ihr Netzwerk für weit mehr als die 65 im Haftbefehl aufgeführten Taten verantwortlich sind.

Im Rahmen der mehrmonatigen Ermittlungen wurden bis dato knapp 700 vollendete und versuchte Straftaten registriert.

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