Hebammenzentrale geht an den Start

Artikel vom 16. April 2019 Online-Plattform koordiniert kreisweite Versorgung – Unterstützung von Nachwuchskräften 

Meppen. Kaum online gegangen, ist die Nachfrage nach dem Angebot der Hebammenzentrale bereits groß. „Es ist, als hätten alle nur darauf gewartet, dass diese Initiative an den Start geht“, freut sich Sozialdezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis über den gelungenen Auftakt. In einem Pressegespräch im Meppener Kreishaus erklärte sie die Ziele und Aufgaben der Hebammenzentrale und wie notwendig es war, sie aus der Taufe zu heben.

„Die flächendeckende Hebammenversorgung war im Landkreis Emsland nicht mehr sicherzustellen. Es gibt zu wenig ausgebildete Hebammen. Andere geben wegen der prekären Versicherungslage und der damit einhergehenden finanziellen Belastung ihre selbstständige Berufstätigkeit auf. Darüber hinaus ist die Altersstruktur alarmierend: 34,1 Prozent, also 31 von 91 Hebammen im Emsland, sind über 50 Jahre alt. Gleichzeitig steigen auch im Emsland die Geburtenzahlen. Mehr als 3000 Kinder wurden 2018 geboren“, fasst Kraujuttis die Gemengelage zusammen. 

Die Hebammenzentrale wurde als Projekt der Gesundheitsregion Emsland eingerichtet. Ihr Ziel ist es, Hebammenleistungen im Kreisgebiet effizient zu verteilen und zu koordinieren. Die Hebammen melden freiwillig ihre Kapazitäten und Kursangebote wie Geburtsvorbereitung und Rückbildung an die Zentrale. Diese sind auf der Homepage einzusehen. Für die Vermittlung einer Hebamme ist ein telefonischer oder E-Mail-Kontakt zur Koordinatorin Iris Oldiges, selbst ausgebildete Hebamme, ausreichend. Sie hat am 1. April ihre Arbeit beim Landkreis Emsland aufgenommen. „Durch diese zielgerichtete Vermittlung werden sowohl die Hebammen als auch die schwangeren Frauen entlastet“, betont Kraujuttis.

Wenn keine Hebamme vermittelt werden kann, springt das Kindernetz Emsland ein. Hier ist die Hebammenzentrale organisatorisch angegliedert. Das seit 2007 bestehende Angebot für Familien mit Kindern bis zu drei Jahren und für Schwangere besucht die Familien zu Hause und berät sie in ihrem vertrauten Umfeld. „Diese Mütterberatung ersetzt zwar nicht die Hebamme, wird aber gerne von den Familien angenommen. Wir lassen sie bei Fragen nicht allein und können an entsprechende Ansprechpartner wie Pädiater oder Gynäkologen weiterverweisen“, erläutert Johanna Sievering, Leiterin des Fachbereichs Gesundheit. Etwa 100 neue Familien im Jahr wandten sich in der Vergangenheit an das Kindernetz.

Weitere Schwerpunkte der Hebammenzentrale sollen außerdem die Vernetzung der Leistungserbringer wie Krankenhäuser, Ärzte und die Hebammen sowie die Gewinnung von neuen Hebammen-Kräften sein. Dazu sollen Fortbildungen und Mentoringprogramme, die beim Einstieg in den Beruf unterstützen, aufgelegt werden.

Die Unterstützung durch die Hebammen ist indes gewiss: „Schon früher gab es eine gute Zusammenarbeit zwischen den Hebammen und dem Landkreis Emsland. Die Bereitschaft und Akzeptanz aller Hebammen des Landkreises Emsland, die Zentrale mitzutragen, ist insofern vorhanden und zeichnet sich bereits durch entsprechende Rückmeldungen ab“, sagt Kraujuttis. 24 Hebammen haben bereits jetzt (Stand 9. April) signalisiert, dass sie teilnehmen wollen. Elf hilfesuchende Frauen sind aktuell schon vermittelt worden.

Die Hebammenzentrale wird zunächst für zwei Jahre eingerichtet und soll nach Ablauf dieses Zeitraums evaluiert und ggfls. verlängert werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 60.000 Euro. Für das erste Jahr unterstützt das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie die Maßnahme mit 16.250 Euro. Auch für das zweite Jahr ist beabsichtigt, eine Förderung zu beantragen. Die verbleibenden Mittel stellt der Landkreis Emsland bereit.

Die Hebammenzentrale des Landkreises Emsland ist unter der Internetadresse www.hebammenzentrale-emsland.de und der Telefonnummer 05931/442181 sowie die E-Mail-Adresse hebammenzentrale@emsland.de zu erreichen.

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