Hospizkultur ein deutliches Gesicht geben Stationäre Pflegeeinrichtungen starten Projekt zur Sterbe- und Trauerbegleitung

Artikel vom 22. Dezember 2017 Meppen. Frisch gestartet ist das Projekt „Netzwerk Hospizkultur – stationäre Pflegeeinrichtungen im Landkreis Emsland“. Seit Anfang Dezember haben die Hospiz-Vereine Lingen und Meppen diese Initiative ins Leben gerufen, die Menschen in stationären Pflegeeinrichtungen und ihren Angehörigen eine kompetente Sterbe- und Trauerbegleitung zukommen lassen möchte. Das Projekt umfasst die beiden ausgewählten stationären Pflegeeinrichtungen Stephanushaus in Lingen und Marienhaus in Meppen. Es ist zunächst bis 2019 angelegt.

Zur Auftaktveranstaltung fanden sich Landrat Reinhard Winter, Dr. Walter Höltermann, 2. Vorsitzender des Hospizvereins Lingen, Heiko Harms-Ensing, Heimleiter des Stephanus-Haus, Dr. Carmen Breuckmann-Giertz, Vorsitzende Hospiz-Hilfe Meppen, Gerd Sabelhaus, Leiter Marienhaus, im Meppener Kreishaus ein, und Johanna Sievering, Fachbereichsleiterin Gesundheit, um das Projekt vorzustellen.

„Da Menschen in Pflegeeinrichtungen oftmals vielfältig erkrankt sind und psychisch eingeschränkt sein können, sind sie auf hochprofessionelle Unterstützung angewiesen. Darum ist die hohe Kompetenz aller Beteiligten in diesem Bereich so zentral. Eine Hospizkultur beugt außerdem einer Ausgrenzung schwerstkranker und sterbender Menschen vor“, betont Winter.

Von einer hauptamtlichen Koordinierungsstelle, die bei den Hospizvereinen in Lingen und Meppen eingerichtet wurde, werden in Zusammenarbeit mit den stationären Pflegeeinrichtungen und den Hospizdiensten nunmehr einheitliche Standards auf der Grundlage von Mitarbeiterbefragungen entwickelt. Nach diesem Konzept sollen durchweg alle Mitarbeiter im Umgang mit Sterben, Tod und Trauer geschult werden. „So werden ihnen ihre Ängste, Sprachlosigkeit sowie Gefühle der Ohnmacht oder Überforderung genommen und sie können ruhig, anteilnehmend aber durchaus handlungsfähig die notwendige Beratung und Begleitung leisten“, erläutert Winter.

„Dem Team des Marienhauses ist es ein großes Anliegen, in Kooperation mit der Hospiz-Hilfe Meppen, mit denen wir auch in der Vergangenheit immer wieder gute Begleitungen für einzelne Bewohner gestalten konnten, die Zeit des Sterbens als Lebenszeit bis zum Schluss im Marienhaus zu ermöglichen. Alle Beteiligten brauchen dafür eine gute Wissensbasis, um nach den Maßstäben der Gründerinnen unseres Hauses, den Missionsschwestern im Heiligen Mariens, zu handeln. Sie haben in der Sterbebegleitung schon immer eine wesentliche Aufgabe der Sorge um den alternden Menschen gesehen. Diesen Geist wollen wir mit dem Team und der fachlichen Unterstützung der Hospiz-Hilfe Meppen e.V. weiter ausbauen, um in unserem Haus der Hospizkultur ein deutliches Gesicht zu geben“, sagt Sabelhaus.

Auch das Stephanus-Haus betont: „Wir möchten unseren Bewohnern die Möglichkeit bieten, sie und ihre Angehörigen in der letzten Lebensphase professionell und wertschätzend beim Sterbeprozess zu begleiten, offen auf ihre Wünsche einzugehen und ihnen einen würdevollen Tod zu ermöglichen. Um diese Zielsetzung erreichen zu können, ist es für uns wesentlich, verbindliche Herangehensweisen für alle an der Begleitung und Versorgung beteiligten Personen zu schaffen. Uns ist es wichtig, die bereits jetzt sehr fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Lingener Hospiz e.V. nachhaltig auszubauen“, so Harms-Ensing.

Mit dem Netzwerk Hospizkultur sollen u. a. die An- und Zugehörigen in der letzten Lebensphase eines Menschen stärker einbezogen werden und es soll ein spezialisiertes Beratungs- und Hilfsangebot entwickelt werden, mit dem Mitarbeiter der stationären Pflegeeinrichtungen die Bewohner am Lebensende begleiten. Darüber hinaus sollen ehrenamtliche Hospizhelfer in den Pflegeeinrichtungen gezielt und vermehrt in Anspruch genommen werden können. Zudem sollen die Mitarbeiter der Pflegeeinrichtungen durch ergänzende hospizliche Unterstützung eine psychische Entlastung erfahren und Krankhausaufenthalte am Lebensende deutlich gesenkt werden können.

Hintergrund des Projekts ist das neue Hospiz- und Palliativgesetz. Dies sieht vor, dass jedem Bewohner einer Pflegeeinrichtung eine individuelle Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase angeboten wird. Das Projekt wird von der NDR-Benefizaktion „Hand in Hand in Norddeutschland“ mit 25.000 Euro gefördert. Der Landkreis Emsland unterstützt im Rahmen der Gesundheitsregion Emsland das Netzwerk mit 20.000 Euro. Im Anschluss an das Projekt, soll die Initiative auf alle stationären Pflegeeinrichtungen im Landkreis Emsland übertragen werden. „Als Anreiz hierfür denken wir über die Vergabe einer Auszeichnung nach“, sagt Winter.

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