Polizeiliche Kriminalstatistik belegt: Menschen im Nordwesten leben in einer sicheren Region

Artikel vom 14. Februar 2017 Das Fazit von Polizeipräsident Bernhard Witthaut zur heutigen Veröffentlichung der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) der Polizeidirektion Osnabrück für 2016 lautet:

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„Trotz der zusätzlichen Aufgaben im Bereich der Terrorismusbekämpfung, der Bewältigung der Flüchtlingssituation und anderer gesellschaftlicher Entwicklungen, konnte eine im Großen und Ganzen gute Bilanz erzielt werden. Die Menschen leben im Nordwesten Niedersachsens in einer sicheren Region und können sich auf ihre Polizei verlassen. Das Sicherheitsniveau in unserer Region ist unverändert hoch. Unser Sorgenkind ist der Wohnungseinbruch. Deshalb haben wir reagiert und auf Ebene der Direktion unter anderem eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Auch in den Polizeiinspektionen sind hier nochmals deutliche Schwerpunkte gebildet worden, um das Problem schnell in den Griff zu bekommen.“

 

   Kernpunkte der PKS 2016

–   Rückgang der Kriminalität  – Aufklärungsquote weiter über 60 % -Marke

–   Kriminalitätsbelastung nimmt deutlich ab – hohes Sicherheitsniveau in der Region

–  Weniger ausländerrechtliche Verstöße durch weniger Flüchtlinge

–   Gewaltkriminalität und Anzahl der Opfer gestiegen

–   Gewalt gegen Polizeibeamte – Widerstände und Bedrohungen nehmen zu

–   Häusliche Gewalt – immer mehr Opfer erstatten Anzeige

–   Gesamttaten bei den Diebstahlsdelikten rückläufig

–  Sonderbetrachtung Wohnungseinbrüche – leichte Zunahme der Einbruchszahlen

–  Cybercrime weiter im Fokus – IT Spezialisten verstärkt bei der Polizei im Einsatz

–   Präventionsarbeit kommt bei Senioren zu wenig an – Angehörige und Bekannte gefragt

–   Jugendkriminalität nimmt weiter ab – kriminelle Karieren verhindert

Rückgang der Kriminalität  – Aufklärungsquote weiter über 60 % – Marke

Die Gesamtkriminalität in der Polizeidirektion Osnabrück ist im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 % ge-sunken. Insgesamt registrierte die Polizei von den ostfriesischen Inseln bis zum Teutoburger Wald 91.913 Straftaten. Die Aufklärungsquote lag bei 62,01 % (- 2,3 %) und hat sich seit mehreren Jahren oberhalb der Schwelle von 60 % etabliert.

Witthaut: „Eine gute Bilanz. In der Polizeidirektion Osnabrück klären wir 6 von 10 Straftaten auf.“ Der Polizeipräsident sprach den rund

3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre engagierte und professionelle Arbeit seinen Dank aus. Kriminalitätsbelastung nimmt deutlich ab – hohes Sicherheitsniveau in der Region Sehr erfreulich ist die Entwicklung der Kriminalitätsbelastung in der Region. Im Vergleich der letzten 10 Jahre ist die der Polizei bekannt gewordenen Kriminalitätsbelastung der etwa 1,5 Millionen Einwohner, für die die Direktion zuständig ist, geringer denn je. Witthaut: „Die Menschen in unserer Region sind den Zahlen nach immer weniger von Kriminalität betroffen und können sich bei uns sicher fühlen.“

Weniger ausländerrechtliche Verstöße durch weniger Flüchtlinge

Im Jahr 2016 registrierte die Direktion 4.442 Flüchtlinge als Tatverdächtige – im Vorjahr waren es noch 12.040. Speziell im Deliktsbereich der ausländerrechtlichen Verstöße ging die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück, machte aber dennoch mit 1.994 Tatverdächtigen den Großteil aus.

Hierzu gehören beispielsweise die illegale Einreise und der unerlaubte Aufenthalt. Ohne die ausländerrechtlichen Verstöße stieg die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge auf 2574 (Vorjahr 2.149) an.

Gründe für die Zunahme ergeben sich u.a. dadurch, dass sich – verteilt auf das ganze Jahr 2016 – mehr Flüchtlinge in der Direktion aufgehalten haben. Witthaut: „Der Großteil der zu uns gekommenen Flüchtlinge ist nicht straffällig geworden.“ Allerdings gab es auch Auffälligkeiten, z. B.  bei Auseinandersetzungen von Flüchtlingen untereinander. Dies hat mit dazu beigetragen, dass die Zahl der tatverdächtigen Flüchtlinge bei den Rohheitsdelikten auf 886 Fälle anstieg.

   Gewaltkriminalität und Opferzahlen steigen

Die Gewaltkriminalität hat, nachdem sie sich 2015 auf einem 10-Jahres-Tiefstand befand, wieder zugenommen. Die Direktion registrierte eine Steigerung der Straftaten um 9,1 %. Besonders auffällig: Die Körperverletzungen nahmen um 10 % auf 9.446 Taten zu.

Nicht nur die einfachen-, sondern insbesondere die gefährlichen und schweren Körperverletzungen stiegen deutlich um 12,2 % an. Witthaut:

„Die Entwicklung betrachten wir mit Sorge, allerdings konnten wir 9 von 10 Taten aufklären.“ Die Aufklärungsquote, u.a. bei Körperverletzung und Raub, lag 2016 bei 90,3 %. Allerdings nahm die Anzahl der Raubstraftaten um 2,9 % ab. [Gewaltkriminalität umfasst nicht nur die einfachen-, gefährlichen- und schweren Körperverletzungen und Raubdelikte, sondern auch Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sowie Tötungsdelikte.] Als logische Konsequenz des deutlichen Anstiegs bei der Gewaltkriminalität, aber auch der Zunahme an angezeigten Taten bei der Häuslichen Gewalt, stiegen die Opferzahlen im Jahr 2016 in der Direktion an. Es wurden

16.772 Menschen Opfer einer Straftat – ein Plus von 9,2 %. Neben den zahlreichen Opferschutzeinrichtungen wie beispielsweise „Weisser Ring“, hat auch die Polizei eigene regionale Ansprechpartner im Sinne einer professionellen Opferschutzbetreuung. Die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Opferschutzeinrichtungen ist beispielhaft.

   Gewalt gegen Polizeibeamte – Widerstände und Bedrohungen nehmen zu

Das Phänomen Gewalt gegen Polizeibeamte ist leider ein Dauerthema für die Polizei, aber auch für die Feuerwehr- und Rettungskräfte. Im Jahr 2016 verzeichnete die Direktion einen Anstieg der Fälle um 8 % auf 488. Im Fokus: Die Straftatbestände Widerstand gegen die Vollstreckung polizeilicher Maßnahmen und Bedrohung gegenüber Polizeibeamten. Sie nahmen um 17,3 % beim Widerstand und um 57,7 % bei der Bedrohung zu. Positiv: Die Zahl der verletzten Polizisten nahm um 14,6 % bzw. 41 Beamte auf 239 ab – im Vorjahr waren es 280 Verletzte. Witthaut: „41 im Dienst verletzte Polizeibeamte weniger ist eine gute Nachricht, aber auch nur die eine Seite der Medaille.“

Der Polizeipräsident zeigte sich über die Entwicklung bei den Widerständen und Bedrohungen besorgt: „Es widersetzten sich immer öfter Betroffene polizeilichen Maßnahmen und bedrohen unsere Beamten.“ Witthauts Meinung nach liege das an Werteverfall und Respektlosigkeit in der Gesellschaft gegenüber Amtsträgern.

Auffällig: Mit einer Quote von 66 % geschahen zwei Drittel aller Fälle unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer Drogen. „Wenn neben der Respektlosigkeit auch noch Alkohol im Spiel ist, wird es noch gefährlicher für unsere Kolleginnen und Kollegen“, so Witthaut. Er begrüße in diesem Zusammenhang den vom Bundeskabinett beschlossenen verbesserten Schutz von Polizei und Rettungskräften.

   Häusliche Gewalt – immer mehr Opfer erstatten Anzeige

Die angezeigten Taten bei der Häuslichen Gewalt stiegen in den letzten fünf Jahren kontinuierlich an. Im Jahr 2016 wurden in der Direktion 3.088 Fälle bekannt – eine Steigerung zum Vorjahr um 14 %.

Die zahlreichen Präventionskampagnen, Initiativen, ehrenamtlichen Tätigkeiten, Netzwerke, die sowohl regional als auch überregional existieren, zeigen mehr und mehr ihre Wirkung. Witthaut: „Dank der intensiven Aufklärungsarbeit aller beteiligten Akteure, erstatten immer mehr Opfer von Häuslicher Gewalt Anzeige.“ Außerdem hob Witthaut das hohe Engagement der in diesem Bereich ehrenamtlich tätigen Menschen hervor.

   Gesamttaten bei den Diebstahlsdelikten rückläufig

Mit insgesamt 34.551 registrierten Diebstählen nahm die Zahl der Fälle um 2,4 % ab und erreicht einen neuen Tiefstand im Vergleich der letzten 10 Jahre. Zu den Diebstahlsdelikten gehören neben dem Wohnungseinbruch u.a. Diebstähle von Kfz bzw. aus Kfz, Laden- und

Fahrrad- sowie Taschendiebstähle.

Sonderbetrachtung Wohnungseinbrüche – leichte Zunahme der Einbruchszahlen. Gesondert betrachtet hat die Zahl der Einbrüche im letzten Jahr um 3,6 % zugenommen. Insgesamt kam es in der Polizeidirektion zu 2.455 Taten (Vorjahr 2.369). Die Aufklärungsquote lag im vergange-nen Jahr bei 17,6 % (- 5,1 % zum Vorjahr). Zur Direktion gehören vier Polizeiinspektionen. Auffällig bei der Betrachtung aller Einbruchstaten ist die heterogene Entwicklung in den Inspektionen.

Während in der Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim und Osnabrück die Einbruchszahlen sanken und in Aurich/Wittmund nahezu stagnierten, stiegen sie in Leer/Emden überproportional an.

Erklärungsansätze deuten auf unterschiedliche lokale Phänomene und Täterstrukturen hin. Grundsätzlich ist aber feststellbar, dass die mobilen Täterbanden – gerade auch in der Polizeidirektion Osnabrück wegen der Grenznähe zu den Niederlanden und Nordrhein-Westfalen – unterwegs sind. Witthaut: „Wir müssen alles dafür tun, dass die Entwicklung steigender Einbruchszahlen endlich gestoppt wird. Deshalb haben wir reagiert und sowohl auf Ebene der Direktion als auch in den Polizeiinspektionen nochmals deutliche Schwerpunkte gebildet.“ Dazu gehöre beispielsweise die im Oktober 2016 eingerichtete 15-köpfige Ermittlungsgruppe zur Bekämpfung überregional agierender Einbrecherbanden. Die sogenannte „Zentrale Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruchdiebstahl“ bearbeitet in enger Abstimmung mit der Bundespolizei, der niederländischen Polizei und den Staatsanwaltschaften überregionale Fälle bzw. Fallserien.

Entscheidend: Das Erkennen von Tatzusammenhängen ist nochmals durch die vereinbarte länderübergreifende Analyse und Auswertung von polizeilich relevanten Daten verbessert worden. Erste Erfolge belegen, dass dadurch oftmals der Grundstein für eine erfolgreiche Ermittlungsarbeit gelegt wird. Bereits nach zweimonatiger Arbeit der neuen Ermittlungsgruppe, konnten sieben mutmaßliche Einbrecher festgenommen und 33 Taten in mehreren Staaten und Bundesländern aufklärt werden. Der Anteil der versuchten Einbrüche nahm im Vergleich zu den Vorjahren zu und liegt nun bei 41 %. Witthaut: „Mehr als jeder dritte Einbruch scheitert und zeigt, dass sowohl der passive Einbruchschutz als auch der Einsatz von geeigneter Sicherungstechnik wirkt.“ Der Polizeipräsident betonte, dass die Polizei trotz aller Kraftanstrengung bei der Bekämpfung der Wohnungseinbrüche langfristig nur erfolgreich sein könne, wenn die Politik einerseits kluge Rahmenbedingungen schaffe und die Bevölkerung andererseits sich noch aktiver durch Eigenschutz und Weitergabe von tatrelevanten Hinweisen beteilige.

   Cybercrime weiter im Fokus – IT Spezialisten verstärkt bei der Polizei im Einsatz

Die Anzahl der bekannt gewordenen Delikte, bei denen das Internet als Tatmittel zur Begehung genutzt wurde, ist im Vergleich zum Vorjahr um 3 % auf 5.704 Fälle gestiegen. Dabei spielten Betrugsdelikte im Zusammenhang mit dem Kauf von Waren – beispielsweise in Online-Shops oder bei Internetauktionshäusern – eine zentrale Rolle. Hingegen gingen die Straftaten durch u.a. das Ausspähen von Daten oder das Fälschen beweiserheblicher Daten, die Datenveränderung bzw. Computersabotage in der Direktion zurück. Eine Bewertung der Kriminalitätsentwicklung für den Phänomenbereich Cybercrime ist jedoch nur eingeschränkt möglich, weil viele Taten nicht statistisch erfasst werden, da sie entweder vom Ausland aus verübt wurden oder der genaue Tatort nicht bekannt ist. Zudem hat die Polizei in diesem Deliktsfeld mit einem sehr hohen Dunkelfeld zu kämpfen. Bernhard Witthaut wies dennoch darauf hin: „Wir haben im letzten Jahr schon einiges auf den Weg gebracht mit unseren neuen Fachabteilungen und IT-Spezialisten. Trotzdem bleiben die Herausforderungen bei der Bekämpfung der Internetkriminalität groß.“

Aber auch die Internetnutzer könnten noch mehr für ihre Sicherheit im Netz tun, indem sie sich durch die zahlreichen Präventionsangebote noch besser informierten und mittels entsprechender Schutzmechanismen ihre PC’s und andere Geräte ausreichend absicherten, so Witthaut.

Ausdrücklich wies der Präsident auf die Homepage „Ratgeber Internetkriminalität“ der Polizei Niedersachsen hin, die die Verbraucher unter www.polizei-praevention.de mit vielen nützlichen Tipps und Hinweisen informiere.

   Präventionsarbeit kommt bei Senioren zu wenig an – Angehörige und Bekannte gefragt

Ältere Menschen werden mitunter durch perfide Tricks der Täter bzw. Täterbanden zum Beispiel um ihr Erspartes gebracht oder unter Ausnutzung ihrer teilweisen Hilf- und Arglosigkeit in ihren Häusern und Wohnungen bestohlen. Die Folgen von Kriminalität bei den betroffenen Senioren wiegen oftmals schwerer als bei jüngeren Opfern.

Auch wenn die statistische Auswertung bei Straftaten gegen ältere Menschen keinen Anstieg aufweist, so wird anhand der täglichen Polizeiarbeit deutlich, dass die vorhandenen Präventionsangebote nicht immer greifen und bei den Senioren nur bedingt ankommen.

Witthaut: „Wir müssen uns gemeinsam mehr um die älteren Menschen in unserer Gesellschaft kümmern und sie besser vor Straftaten schützen.

Die jüngeren Generationen sollten sich mehr für die Ältere verantwortlich fühlen.“ Bei den Straftaten gegen Senioren ist immer wieder von sogenannten Schockanrufen, Enkeltricks und falschen Polizeibeamten die Rede. Nicht ungewöhnlich sind neben den teilweise dramatischen psychischen Folgen extrem hohe Schadenssummen. Nützliche Hinweise und Tipps zum Schutz vor Kriminalität bei Senioren sind unter www.polizei-beratung.de zu finden.

   Jugendkriminalität nimmt weiter ab – kriminelle Karieren verhindert

Die Zahl der Tatverdächtigen Jugendlichen im Alter von 8-18 Jahren, sank im letzten Jahr um 10 % auf 4.240. Insgesamt registrierte die Polizeidirektion 5.385 Taten und erreicht damit einen neuen Tiefstand im 10-Jahres-Vergleich. Die Jugendkriminalität ist nachhaltig durch vielfältige gesellschaftliche und kriminalpolizeiliche Konzepte und Präventionsangebote erfolgreich zurückgedrängt worden. Witthaut zu dem erfreulichen Ergebnis: „Die Reduzierung der Jugendkriminalität führt nachhaltig dazu, dass weniger kriminelle Karrieren entstehen – das ist eine sehr gute Nachricht.“

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