1000 Menschen zeigen sich in Lingen mit der Ukraine solidarisch Nachricht von russischer Invasion in die Ukraine erschüttert alle

Rund 1000 Menschen versammelten sich am Sonnabend in Lingen zu einer Solidaritätsveranstaltung für die Ukraine. Oberbürgermeister Dieter Krone betonte: „Wir alle sind in diesen Tagen fassungslos, was da in der Ukraine passiert. Lediglich zwei Flugstunden von uns entfernt sterben Menschen während der Invasion durch Russlands Truppen!“

 

Lingen. Besorgte Gesichter und Tränen gab es während der Solidaritätsveranstaltung auf dem Marktplatz, die CDU-Landtagsabgeordneter Christian Fühner eröffnete. Großes Schweigen herrschte, als Hinrikus Ude vom Freundeskreis der Ukrainefahrerr berichtete, was er in den letzten Tagen seit dem Angriff von Russland in der von ihnen seit 1991 mit Hilfsgüter versorgten Region von der mittlerweile zur Bürgermeisterin von Juskivzi gewählten Anja (Аня Усік) erfahren habe. Alle Menschen hätten Angst um ihr Leben und das ihrer Familien.

Ude erläuterte, wie es zu der Partnerschaft mit dem Örtchen in der Westukraine gekommen sei. Während des II Weltkrieges seien hier 86 junge Männer von den Deutschen entführt worden und hätten bis Kriegsende im Reichseisenbahnausbesserungswerk (RAW) Lingen Zwangsarbeit verrichten müssen. „An der heutigen Halle IV erinnert ein Ehrenmal an die ausländischen Zwangsarbeiter. Die Ukrainer hatten den Krieg mit einer Ausnahme alle überlebt und sind 1945 zum Teil in die UdSSR zurückgekehrt.“

Zu den jungen Männern zählten auch Wasili Ratuschko und Prokopij Feodosewitsch Schafaruk aus Juskivzi. 1991 hätten sie – Franz und Marian genannt – mit Lingen Kontakt aufgenommen und seien auf Einladung des damaligen Oberbürgermeister Bernhard Neuhaus nach Lingen gekommen. Bürgermeisterin Ursula Ramelow empfing die beiden nach mehrtägiger Reise am Lingener Bahnhof. Die beiden, die die Stätten ihrer Zwangsarbeit wiedersehen wollten, berichteten von den schlechten Verhältnissen in ihrer Heimat. Dies haben sich die Stadt Lingen und der Freundeskreis der Ukrainefahrer zur Aufgabe gemacht, hier zu helfen.

Jährliche Hilfsgütertransporte zusammen mit dem Roten Kreuz folgten, so Ude, der sagte: „Im Laufe der Jahrzehnte haben sich echte Freundschaften entwickelt und wir sahen sukzessive, wie es aufwärts ging. Es ist gewaltig, wie sich besonders in den letzten zehn Jahren die Region positiv entwickelt hat.“ Ude erwähnte das von ihnen eingerichtete medizinische Zentrum und Sozialstationen als Beispiel. „Heute hat eine junge Generation das Sagen in der Region. Junge Leute waren bis zu einem Jahr bei uns, um zu lernen, wie es in ihrer Heimat anders und besser aussehen kann“, meinte Ude, dem es sichtlich schwer fiel, von der jetzigen Situation zu berichten, von den Menschen, für die der Freundeskreis so viel getan hatte.

„Es ist traurig, mit anzusehen, wie Männer von 18 bis 60 Jahre zum Kriegsdienst eingezogen werden, auch jene, die sie persönlich kennen würden“, sagte Ude der betonte: „Seit 1991 verbindet uns mit Menschen in und um Juskivzi eine große Freundschaft. Ude rief: „Wir können von hier aus nur an die Weltgemeinschaft appellieren, schnell und effektiv zu helfen. Die jungen Leute in der Ukraine haben eine bessere Zukunft und die Älteren einen besseren Lebensabend verdient!“ Ude bat um Geldspenden für die Hilfe auf das Spendenkonto bei der Stadt Lingen: IBAN: DE41 2666 0060 1100 9438 00, BIC: GENODEF1LIG unter dem Stichwort: „Ukrainehilfe“. Spendenbescheinigungen würden ausgestellt.

OB Krone zeigte sich überwältigt von der Menschenmenge, die sich mit der Ukraine solidarisch erklärte. „Die Nachricht von der Invasion Russlands in die Ukraine hat uns zutiefst erschüttert. Hier versuchen Menschen panisch – besonders Frauen und Kinder – die Städte zu verlassen. Panzer rollen und Bomben fallen. Dies stellt eine tiefe Zäsur in der Geschichte Europas dar. Nach Jahrzehnten des Friedens gibt es wieder Bodenkämpfe. Wie geglaubt längst überalterte Worte wie Generalmobilmachung, Stellungskampf und Luftschutzbunker dominieren die Nachrichten“, erklärte Krone.

„Lingen und die Ukraine sind seit Jahrzehnten eng miteinander verbunden. Auch unsere Gedanken sind in diesen schweren Zeiten bei unseren vielen Freunden und Menschen in der Ukraine. Wir können ihr Leid und ihre Ängste nur erahnen. Deshalb gilt ihnen unsere Solidarität. Unsere humanitäre Aufgabe wird es sein, in den nächsten Wochen und Monaten den geflüchteten, schutzbedürftigen Ukrainern Wohnraum zur Verfügung zu stellen, vor allem aber menschliche Wärme zu geben. Seien sie positive Multiplikatoren in Wort und Tat in ihren Familien, Nachbarschaften oder im beruflichen Umfeld, wo immer sie ihre Stimme erheben können. Damit leisten wir einen unschätzbaren Wert der humanitären Hilfe“, forderte Krone.

Der OB rief zu einer Schweigeminute auf und erklärte, dass als sichtbares Zeichen am Samstag- und Sonntagabend das historische Rathaus in den Ukraineischen Landesfarben blau und gelb beleuchtet werde. Krone zitierte Sophie Scholl und rief alle dazu auf, wie die ermordetet Widerstandskämpferin passiven Wiederstand zu leisten.

 

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