Freundeskreis Ukrainefahrer gestaltet Plattenkiste von NDR 1 Niedersachsen

Artikel vom 7. Juni 2017 Vertreter des Freundeskreises der Ukrainefahrer aus Lingen waren Gäste in der Sendung „Plattenkiste“ bei NDR 1 Niedersachsen. Hans-Joachim Wiedorn, Hinrikus Ude und Alfons Acker mit Moderator Michael Thürnau über die Arbeit des Freundeskreises.

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Foto:NDR

Lingen / Hannover. Die Vertreter der Ukrainefahrer berichteten Thürnau vom Auftakt der Welle der Hilfsbereitschaft. Anstoß war am 24. Juni 1991der Besuch von Wasili Ratuschko und Prokopij Feodosewitsch Schafaruk aus Juskovzy in der Westukraine. Sie gehörten zu den 20 Männern aus Juskovzy, die wie weitere 262 Fremd- und Zwangsarbeiter sowie 247 Kriegsgefangene aus allen während des II. Weltkrieges von deutschen Truppen besetzten Ländern von 1940 bis 1945 im ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Zwangsarbeit verrichten mussten.

Damals hat sich Werkmeister Peters im RAW besonders um Wasili und Prokop, die er Franz und Marian nannte, mit Familienanschluss gekümmert. Ab 1945 hatten die beiden ständigen Briefkontrakt mit Familie Peters. Später äußerten Franz und Marian auch den Wunsch, einmal Lingen widerzusehen. Dieses Anliegen hatte Peters Schwiegertochter Cilli Peters, die in der Stadtverwaltung arbeitete, an den damaligen Oberstadtdirektor Karl-Heinz Verhing herangetragen. Die Verwaltungsspitze hatte spontan Franz und Marian eingeladen, die am 24. Juni 1991 in Begleitung von Prokops Nichte Natailia und ihrem Mann Viktor Maximljuk am Bahnhof eintrafen. Sie berichteten über die vielen Probleme in der Ukraine.

Dank der Spendenfreudigkeit der Lingener Bevölkerung und Firmen sowie des Organisationstalents vom damaligen DRK-Kreisgeschäftsführer Karl-Joseph Lange konnte am 07. Februar 1992 der 1. Hilfsgütertransport erfolgen. Im Oktober 1992 folgte der zweite und bis heute sind es 37 Transporte mit dringend benötigten Dingen geworden. Ude berichtete, dass es vor einigen Jahren schon nach einer Besserung in der Region der Ukraine aussah, die mit Hilfsgütern versorgt wurden. Die Zukunft schien gesichert und die Hilfstransporte sollten eingestellt werden. Dann kam die Besetzung der Krim durch Russland und der Krieg begann. Bald sah es in der Wirtschaft des Landes wieder schlechter aus. So organisiert der letztendlich 1995 gegründete Freundeskreis weitere Transporte mit Hilfsgütern.

1993 fuhr Wiedorn, 1994 Ude und 2003 Alfons Acker das erste Mal mit einem Transport in die Ukraine. Vier Tage seien sie damals unterwegs gewesen, so Acker, der sich zwar die Not schon vorgestellt hatte, aber als er die Realität sah, dennoch entsetzt gewesen sei. Als Fotos vom Krankenhaus machen sollte, hae er es nicht fertiggebracht. Seither sei mit ganzem Herzen dabei. Acker sammle – wie alle anderen – Hilfsgüter aus Krankenhäusern wie Betten, Medikamente oder Bekleidung – aus Dankbarkeit dafür , wie gut es ihm und seiner Familie hier gehe.

Heute übernehmen ukrainische Speditionen die Fahrten. Alle Güter werden an die Orte gebracht, die sie benötigen: Krankenhäuser, Kindergärten, Sozialstationen. Der Transport zu den Bedürftigen geschieht teilweise mit Pferdewagen. Dolmetscher helfen, einige sprechen englisch, so dass die sprachliche Verständigung funktioniert. Selbst für eine Tüte Waschpulver oder eine Tube Handcreme seien die Leute dankbar. Acker erinnere sich eine alte Frau, die ihn mit Tränen in den Augen und dankbar gebeten hatte: „Lasst uns hier nicht allein!“

Hans-Joachim Wiedorn erklärte, dass das Land wieder ärmer sei. In erster Linie unterstützte der Freundeskreis Dinge, die allen im Dorf zu Gute kämen: Kindergarten, Schule und Sozialstation. In so einer Station arbeite jemand, der medizinisch gebildet sei. In der Schule seien zunächst Dach und Heizung saniert und inzwischen die Heizung von Kohle auf Gas umgestellt worden – bis 14 Grad Innentemperatur sei zuvor noch immer Unterricht erteilt worden. Inzwischen sei in der Schule mit den gelieferten Hilfsmitteln eine Küche eingerichtet worden: Aus der aufgelösten Lingener Kaserne seien die Gerätschaften in die Ganztagsschule in das ukrainische Dorf gebracht worden.

Die Gäste der Plattenkiste seien froh darüber, dass es seit Beginn der 2000er Jahre besser geworden sei. Der Ukraine-Konflikt sei auch Thema in den Gesprächen, die sie bei jeder Reise in der Ukraine führten. Sie bemühten sich aber, stets neutral zu bleiben und sich auf ihre Hilfsgütertransporte zu konzentrieren. Die einzelnen Schicksale, von denen sie hörten, belasteten die Reisenden, zumal sie ihre eigenen Maßstäbe nicht anlegen könnten. Die Schule sollte eine neue Heizkörper bekommen – da reichte das Geld aber nur für die erste Hälfte, und so sammle der Freundeskreis wieder, um beim Weiterbau behilflich zu sein.

Um weiter helfen zu können, benötigt der Freundeskreis Spenden für weitere Hilfsgütertransporte. Die Sachen werden zu 100 Prozent für die Menschen in der Ukraine eingesetzt. Geldspenden können auf das Konto der der Stadt Lingen, IBAN: DE41 2666 0060 1100 9438 00, BIC: GENODEF1LIG unter dem Stichwort „Ukrainehilfe“ bei der Volksbank Lingen eingezahlt werden. Eine Spendenbescheinigung wird ausgestellt. Weitere Auskünfte erteilen: Hinrikus Ude, Telefon (05906) 33 69 005, oder per E-Mail: Hinrikus.Ude@kabelmail.de

Informationen gibt es außerdem auf der Internetseite des Freundeskreises:
http://www.freundeskreis-der-ukrainefahrer-lingen.de/

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