Region bezieht Position Kritische Haltung gegenüber dem Erweiterungsvorhaben des FOC Ochtrup

Artikel vom 10. September 2015 Lingen. Mit Unverständnis und Kritik reagierten die Vertreter aus 15 unterschiedlichen Kommunen und Landkreisen im Rahmen eines interkommunalen Austausches auf das im Frühjahr 2015 bekannt gewordene Erweiterungsvorhaben des Factory Outlet Center (FOC) in Ochtrup. Das FOC plant im Rahmen einer zweiten Erweiterungsstufe die Verkaufsfläche von 11 500 auf 20 000 Quadratmeter nahezu zu verdoppeln. Auch die Besucherzahlen sollen von zwei Millionen pro Jahr auf künftig vier Millionen ansteigen.

Vor diesem Hintergrund und dem noch zu erwartenden Gutachten des Büros Junker + Kruse zu den Auswirkungen der geplanten Erweiterung des FOC Ochtrup hatten der Geschäftsführer der EWG – Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft für Rheine mbH, Herr Dr. Manfred Janssen, und die Beigeordnete der Stadt Rheine, Frau Christine Karasch, gemeinsam zu einem regionalen Abstimmungsgespräch eingeladen. Zahlreiche kommunale Vertreter, insbesondere aus dem direkten Umfeld des FOC sowie aus betroffenen Mittel- und Ober-zentren aus dem nördlichen Münsterland, dem südlichen Emsland sowie der Grafschaft Bentheim waren der Einladung gefolgt, um sich zu informieren und eine gemeinsame Linie abzustimmen.

Dr. Heinz Janning, Rechtsberater in Fragen der Einzelhandels- und Stadtentwicklung, sprach im Rahmen seiner rechtlichen Einschätzung die planungsrechtliche Zulässigkeit des Erweiterungsvorhabens, die raumordnerische Steuerung von FOC-Vorhaben in NRW sowie die noch ausstehende Bauleitplanung für die Er-weiterung des FOC Ochtrup an. Dr. Janning verwies auf das aktuell noch intakte Zentrengefüge mit Grund-, Mittel-, und Oberzentren in der Region. Bei der jetzt geplanten Entwicklung in Ochtrup gelte es insbesondere zu berücksichtigen, dass die Stadt Ochtrup nur ein kleines Mittelzentrum sei, welches mit der neuen FOC-Erweiterungsstufe und einem ausgedehnten Kundeneinzugsgebiet die eigentliche Versorgungsfunktion weit überschreite. „Der Aspekt der planerischen Vorsorge für eine weiterhin intakte Zentrenstruktur in der Region wird in der Diskussion bisher zu wenig berücksichtigt. Man darf sich nicht nur auf die Abwehr konkreter Zentrenschädigungen beschränken.“, gab Dr. Janning nachdrücklich zu bedenken.

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Dr. Dennis Guth, Projektleiter bei der EWG, stellte die Ergebnisse einer Sonder-befragung vor: „Im Rahmen einer Passantenbefragung in der Rheiner Innenstadt haben wir das Einkaufsverhalten in Bezug auf das FOC Ochtrup analysiert. Das Attraktivitätsempfinden und die Besuchshäufigkeit des FOC von Kunden aus Rheine zeigen deutlich die bereits jetzt schon erheblichen Auswirkungen auf die Innenstadt von Rheine auf. Zudem gaben etwa ein Viertel der Befragten an, nach einer Erweiterung des FOC Ochtrup noch häufiger dort einzukaufen.“ Die Ergebnisse bestätigt eine weitere Befragung, die in Lingen durchgeführt wurde.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Innenstädte und Ortszentren in der Region nicht in ihrer Struktur geschwächt werden dürfen. Die geplante Erweiterung des FOC Ochtrup konterkariere die gewaltigen Anstrengungen und Investitionen, die zur Stärkung der kommunalen Zentren in der Region erfolgt sind bzw. erfolgen. Zudem dürften nicht lediglich die Auswirkungen eines einzelnen Projektvorhabens betrachtet werden, vielmehr sei es die Summe von zusätzlicher Verkaufsfläche, Online-Handel und verändertem Einkaufsverhalten in der Region, die zu negativen Auswirkungen im Einzelhandel und damit in den Innenstädten und Ortszentren führen würden. Die Vertreter aus Münster, Nordhorn und Lingen wie auch aus Greven, Emsdetten und Gronau sowie weiteren Kommunen stimmten dieser Einschätzung ausdrücklich zu und sehen in dem Erweiterungs-vorhaben die Gefahr einer nicht zu rechtfertigenden Schwächung der Einzelhandels- und Zentrenentwicklung. Insbesondere der Schutz von städtischen Strukturen durch regionale Zusammenarbeit und die Sicherung von Urbanität in den Innenstädten und Ortszentren stehen im Vordergrund der gemeinsamen Position. Im Hinblick auf die gewünschte Regionalverträglichkeit wenden sich die Umland-gemeinden daher gegen die Erweiterungsabsichten des FOC Ochtrup.

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