Thuine- Vor 45 Jahren ist im emsländischen Thuine – süd-östlich von Lingen – eine McDonnell Douglas RF-4C Phantom II der United States Air Force (USAF) abgestürzt. Die beiden Piloten Captain Alan Frederick Aertker und Captain Ken Seder überlebten das Unglück nicht. Sie konnten den Düsenjäger aber noch über der Ortsmitte mit Krankenhaus und Kloster hochziehen, bevor dieser auf einem Feld zerschellte. So hatten sie vielen Menschen das Leben gerettet.
Thuine. Ein Gedenkstein in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle an der Mühlenstraße erinnerte an das Unglück vom 25. August 1977. Der frühere und mittlerweile verstorbene Bürgermeister Günter Buten erinnerte daran, dass damals bei der Einweihung des Gedenksteins, dass damit der beiden US-Soldaten gedacht werde, um einfach danke zu sagen. Sie hätten den kleinen Ort vor einer großen Katastrophe bewahrt.
20 Jahre später, am 25. August 1997, hatten sich in der Nähe der Absturzstelle an der Mühlenstraße Vertreter der Gemeinde Thuine, der Samtgemeinde Freren, des Heimatvereins, der Vermisstensuchgruppe „Ikarus“ um Joachim Eickhoff, des Thuiner Klosters, einer Abordnung des Jagdgeschwaders 72 aus Hopsten sowie viele Menschen aus dem Dorf getroffen. Damals wurde im feierlichen Rahmen zu Ehren der getöteten USAF-Piloten ein Gedenkstein enthüllt.
Buten erklärte damals, dass das Denkmal an die beiden Piloten Alan Frederick Aertker (25) und Ken Seder (25) erinnern solle, denen es um den Preis ihres eigenen Lebens noch gelungen war, eine große Katastrophe für das Dorf zu verhindern. Der ehemalige Hauptmann der Bundeswehr Joachim Eickhoff aus Lingen-Bramsche erinnerte bei der Einweihung an den Absturztag. Zeugen hätten berichtet, dass es um die 21 Grad warm gewesen sei. Es habe auch einige Regenschauer gegeben. Um die Mittagszeit hätten sich die zwei amerikanischen Düsenjäger in niedriger Höhe fliegend dem Ort Thuine genähert. Dabei hätten die Zeugen beobachtet, dass eine der beiden unbewaffneten Aufklärungsmaschinen gequalmt und gewackelt habe.
Eickhoff betonte: „Für die beiden Besatzungsmitglieder wäre es nun höchste Zeit gewesen, mit dem Schleudersitz das Flugzeug zu verlassen, um ihr Leben zu retten! In den dramatischen Sekunden hatten die beiden Piloten diese letzte Gelegenheit jedoch nicht wahrgenommen, da das Flugzeug mitten in den Ort, auf das Krankenhaus und Kloster zu stürzen drohte. Die beiden Piloten hatten die Maschine noch über das Dorf gezogen, die sie nun außer Kontrolle geraten nicht mehr verlassen konnten. So kamen sie in den Trümmern ihres Düsenjägers um.“
Ein ältere Thuine erklärte: „Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie eine der beiden Maschinen über unser Haus trudelte. Es ist nicht ausdenken, was geschehen wäre, wenn sie im Dorf abgestürzt wäre: Alle wären nicht mehr hier“. Eickhoff wusste von weiteren Zeugen, dass die begleitende zweite Phantom noch einmal über die Absturzstelle geflogen und dann wohlbehalten nach England zurückgekehrt sei, von wo aus beide Flugzeuge gestartet sein. Eickhoff stellte heraus: „Die fast unausweichliche Katastrophe für Thuine war durch zwei tapfere US-Soldaten unter Einsatz ihres eigenen Lebens abgewendet worden!“ Viele Menschen hätten sich im Laufe der Jahre am Gedenkstein versammelt und der beiden „Helden“ gedachten.
Bürgermeister Günter Buten betonte im Rahmen der Gedenkfeier: „Es ist eine Feier, bei der man einfach nur danke sagen muss. Die Gesellschaft vergisst zu schnell, wenn sich Mitmenschen für sie einsetzen. So ist man später auch in Thuine wieder zur Tagesordnung übergegangen, erleichtert darüber, dass größeres Unheil vom Dorf noch einmal abgewendet worden ist. Dass dieser glückliche Umstand aber auch Namen hat, nämlich Alan Frederick Aertker und Ken Seder, macht der Gedenkstein an der Mühlenstraße deutlich!“
Unter Anteilnahme der Thuiner Bevölkerung gedachte auch Oberst Richard Kozik von der US-Air Base Ramstein, dem“ US-Luftwaffenhauptquartier für Europa, mit einer Kranzniederlegung für die beiden im August 1977 wegen Motorschadens über Thuine abgestürzten amerikanischen Piloten Captain Ken Seder und Captain Alan Frederick Aertker. Der Oberst betonte, dass die beiden Piloten, obwohl es sie ihr Leben gekostet habe, die richtige Entscheidung getroffen hätten, nämlich ihre „Phantom“ noch mit letzter Mühe über das Dorf zu fliegen. Die beiden Männer hätten dann aber ihre Maschine nicht mehr mit dem Schleudersitz verlassen können und seien in den Trümmern des Flugzeugs umgekommen.
Oberst Kozik meinte, dass es für ihn eine Ehre sei, in Thuine zu sein. Er bedankte sich bei der Bevölkerung für die Errichtung des Gedenksteins. Der stellvertretende Bürgermeister Dieter Mosler sagte, dass man auch an die Familien der beiden Piloten denken müsse. Er wolle versuchen, die Heimatadresse der beiden Männer in Erfahrung zu bringen, um Kontakt mit ihnen aufzunehmen und zu besuchen.