Gemeinsam reden, trauern, trösten Projektwoche „Hospiz macht Schule“ in der Johannes Grundschule Spelle

Artikel vom 8. September 2023
Spelle- Viele Kinder kommen in ihrem Leben schon frühzeitig mit Momenten großer Trauer, mit Tod und Abschied in Berührung, wenn zum Beispiel ein lieber Mensch oder ein Haustier stirbt. Viele Familien nehmen sich aber heutzutage nicht mehr die nötige Zeit zum Abschiednehmen. Kinder bleiben mit ihren Ängsten, mit ihrer Trauer und Hilflosigkeit oft allein.
Das Team der Hospizgruppe Spelle weiß aus seiner bisherigen Arbeit nur zu gut, wie wichtig Gespräche und tröstende Rituale für die Kinder in einer solchen Situation sind.
Deshalb war das Team mit dem Projekt „Hospiz macht Schule“ nun schon zum wiederholten Male in diesem Jahr in der Johannes Grundschule Spelle. Die Kinder der Klasse 4c mit ihrer Klassenlehrerin Elke Morhaus haben vieles zu Krankheit, Sterben, Tod und Trauer erfahren. Sie durften alles zu diesem Thema sagen, alles fragen, sie durften traurig sein, aber auch lachen und Spaß haben.
An fünf Tagen erlebten die Kinder mit Ehrenamtlichen der Hospizgruppen Spelle und Rheine eine Projektwoche zum Thema „Sterben und Tod“. Die einzelnen Bausteine waren: -Veränderungen im Leben, -Vom Kranksein und Wehtun, -Vom Sterben und vom Tod, -Vom Traurig-Sein und Hoffen, -Vom Trösten und Feiern.
Es wurde gemalt und gebastelt; es wurden Geschichten gehört, Filme geschaut und Bohnensetzlinge umgetopft; es wurde nicht nur über Sterben und Tod, sondern besonders auch ganz viel über die Gefühle der Kinder gesprochen. Bunte Plakate, beschriftete Wolken, Luftballons, Fotos und gemalte Bilder schmückten den Klassenraum der Klasse 4c.
Viel Spaß machte es den Kindern, als sie am zweiten Tag auf theaterpädagogische Weise an das Thema Krankheiten herangeführt wurden. Sie übten in Kleingruppen verschiedene Krankheiten pantomimisch ein und stellten sie anschließend den Mitschülern vor, die raten durften, um welche Krankheit es sich handelt. Beim Besuch eines Arztes (Dr. Kröger) hatten sie dann noch die Möglichkeit, Fragen zu verschiedenen Krankheiten von einem Fachmann beantwortet zu bekommen.
Tief beeindruckt und berührt waren sie auch am dritten Tag, als die Bestatterin Frau Schröder vom Bestattungsinstitut Brinker ihnen auf eindrucksvolle und äußerst kindgerechte Art und Weise die Aufgaben eines Bestatters/einer Bestatterin erklärte und viele Fragen der Kinder zu Friedhofskapelle, Sarg, Urne und Grab beantworten konnte. Beim Gang über den Friedhof erlebten die Kinder die unterschiedlichen Bestattungsmöglichkeiten in Spelle.
Am vierten Tag verstanden sie mit Hilfe eines Mobiles die Auswirkungen auf eine Familie, wenn ein Familienmitglied stirbt. Alle sind betroffen, fassungslos und traurig. Das Mobile zeigt das große Durcheinander in der Familie, bevor dann jeder einen neuen Platz findet und sich nach einer Weile alles wieder beruhigt. Die Kinder versuchten, die unterschiedlichsten Gefühle wieder pantomimisch darzustellen und ihnen mit all ihrer Kreativität durch Farbe Ausdruck zu verleihen.
Das Umpflanzen eines Bohnensetzlings in einen größeren Topf zeigte ihnen symbolisch die Möglichkeit, aber auch die Notwendigkeit von Veränderung und Neuanfang nach dem Verlust eines lieben Menschen. Sie gaben der Pflanze mit einem Stab Halt als Symbol für den Halt, den jeder Trauernde braucht.
Nachdem am letzten Tag verschiedene Formen des Trostes im Mittelpunkt standen und Trostmöglichkeiten für Mitschüler erarbeitet und an einem Bohnenrankenplakat verdeutlicht worden waren, startete das Abschlussfest. Den geladenen Eltern wurden stolz die Ergebnisse der Projektwoche präsentiert. Die Klassenelternschaft kümmerte sich um das leibliche Wohl und bedankte sich mit leckerem und liebevoll zubereitetem Fingerfood für den Einblick in das Wochenthema ihrer Kinder. Die Schülerinnen und Schüler der einzelnen Projektgruppen überreichten den Ehrenamtlichen der Hospizgruppen als Anerkennung für die eindrucksvolle und bereichernde Zeit eine Sonnenblume und ein kleines Geschenk.

Frau Annette Brinkmann als Schulleiterin der Johannes Grundschule bedankte sich für die erlebnisreiche und emotionale Woche und freut sich auf das 4. Projekt „Hospiz macht Schule“ im November 2023, bei dem dann die Klasse 4d als letzte Klasse dieses Jahrganges die Möglichkeit bekommt, sich intensiv mit dem Thema Sterben und Tod auseinander zu setzen und zu lernen, dass der Tod zum Leben dazugehört. Denn „Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr.“, sagt schon ein Ausspruch von Marie Curie (franz. Nobelpreisträgerin).

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