Artikel vom 24. Juni 2024
Lingen. Zum 104. Geburtstag gratulierte Oberbürgermeister Dieter Krone in dieser Woche der Lingenerin Ruth Fischer. Das Geburtstagkind kann auf ein sehr bewegtes Leben zurückblicken. „Ich bin in meinem Leben zwanzig Mal umgezogen und kann voller Überzeugung sagen: Das hält den Geist wach und damit jung“, erzählte die 104-Jährige in dem Gespräch mit dem Stadtoberhaupt. Der letzte Umzug liegt dabei noch nicht lange zurück. Erst im September 2023 hat ihr Weg sie nach Lingen und damit zu ihrer Tochter geführt. Bis dahin hatte sie im Rheinland in der Nähe ihrer zweiten Tochter gelebt. „Familie ist mir sehr wichtig“, sagt Ruth Fischer. In Lingen hat sie sich schnell eingelebt. „Die Betreuung hier ist fantastisch, das Essen ist toll und ich kann jeden Tag die Vögel hören, wenn ich meine Terrassentür öffne.“
Doch zurück zum Anfang: Ruth Fischer kam in Magdeburg zur Welt. Als Tochter eines Zollbeamten zieht sie bereits als Kind mit ihren Eltern durch ganz Deutschland. Als junge Erwachsene lernt sie Hauswirtschaft und arbeitet auf einem Gut in der Nähe von Stettin. Mit 19 Jahren lernt sie ihren Mann kennen. „Ich wollte eigentlich gar nicht heiraten, doch es war Liebe auf den ersten Blick“, erzählt Ruth Fischer. Das Paar bekommt drei Kinder. Doch das Glück währt nur kurz. Am Ende des Krieges fällt ihr Mann und Ruth Fischer wird Kriegswitwe. „Das war eine harte Zeit, doch insbesondere mein Bruder hat mich nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft sehr unterstützt“, berichtet die 104-Jährige. Ruth Fischer wird kaufmännischer Angestellte und verdient als Arzthelferin, in einem Einzel- und Großhandel ihren Lebensunterhalt unter anderem bei Rosenthal in Hannover: „Ich habe immer sehr gerne gearbeitet.“
Ihre große Leidenschaft für Literatur und die Musik habe sie immer begleitet. „Ich konnte Gitarre, Klavier und Mandoline spielen“, erklärt Ruth Forster. Egal, wo es sie hingezogen habe, die Noten seien Teil ihres Gepäcks gewesen. „Die Musik hat mir insbesondere in schweren Zeiten immer geholfen – ich habe es mir dann wieder lustig gespielt“, so Ruth Fischer. Zudem lese sie immer noch viel und ausführlich. So stehen im Bücherregal einige Klassiker von Thomas Mann und Goethe. „Jede Woche studiere ich zudem den Spiegel“, so Ruth Fischer. Eine weitere feste Größe ihres Lebens sei die Kirche. „Die kirchlichen Gemeinden waren für mich eine Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und wieder neu anzukommen – auch hier in Lingen.“
Zu der Familie der 104-Jährigen gehören mittlerweile drei Enkel und drei Urenkel. „Am Wochenende wollen wir mit allen groß feiern“, so das Geburtstagskind. Auf die Frage, was ihr Geheimnis für ihr langes Leben sei, antwortet Ruth Fischer: „Meine Familie ist mir wichtig. Und ich versuche immer gute Laune zu haben – schlechte Laune macht es schließlich auch nicht besser.“ Das Geburtstagskind strahlt und freut sich, dass nach Oberbürgermeister Dieter Krone direkt der nächste Gast vor der Tür steht.