Die Ausgangslage im Gewerbegebiet Holsterfeld und dem angrenzenden Güterverkehrszentrum (GVZ) war Ende 2016 dramatisch. Die Polizei verzeichnete dort durchschnittlich etwa drei Straftaten in der Woche. Mit Einführung eines neuartigen Sicherheitskonzeptes, sind die Straftaten in 2017 um etwa 50 Prozent zurückgegangen. Trotz des deutlich messbaren Erfolgs, droht dem Projekt jetzt aus finanziellen Gründen das Aus.
-Firmeneinbrüche und Ladungsdiebstähle von Lkw an der
Tagesordnung-
Die beiden Gewerbegebiete, insbesondere der Autohof inHolsterfeld, haben sich über das Jahr 2016 hinweg zu einemregelrechten Kriminalitätshotspot entwickelt. Überörtlich agierende Tätergruppen hatten sich dort auf Einbruchsdiebstähle in den zahlreichen, direkt an der Autobahn gelegenen Firmen spezialisiert. Darüber hinaus waren auf dem Lkw-Rastplatz wöchentlich Ladungsdiebstähle zu verzeichnen. Die sogenannten „Planenschlitzer“ richteten dabei Sachschäden im sechsstelligen Bereich an. Alleine durch unregelmäßige polizeiliche Bestreifungen des Rastplatzes und
der beiden großen Gewerbegebiete, konnte keine signifikante Verbesserung der Situation erreicht werden.
-Polizei, Gemeinde und Gewerbetreibende entwickeln
Sicherheitskonzept-
Auf Initiative des Leiters der Polizeiinspektion Emsland / Grafschaft Bentheim, Karl-Heinz Brüggemann, des Salzbergener Bürgermeisters Andreas Kaiser und Rüdiger Schuma, Geschäftsführer der Firma Krimphoff und Schulte, war es gelungen, ein neuartiges Sicherheitskonzept zu entwickeln. Auf Basis einer Solidargemeinschaft, wurde das private Sicherheitsunternehmen „EVP-exklusiv“ mit der Überwachung und Dauerbestreifung beauftragt. Grundlage des Konzeptes sollte die finanzielle Beteiligung sämtlicher ansässigen Betriebe sein. Obwohl tatsächlich aber weniger als 30 Prozent der von dem Konzept profitierenden Unternehmen finanziell mit eingestiegen sind, ging das Projekt Ende 2016 an den Start.
-Kriminalität halbiert-
Binnen eines Jahres ist die Kriminalität in den Gewerbegebieten und auf dem Lkw-Rastplatz um knapp 50 Prozent zurückgegangen. Mitarbeiter des Sicherheitsunternehmens haben in dieser Zeit exakt 1433 Kontrollfahrten und weitere 1667 Fußstreifen durchgeführt. In 109 Fällen wurden bei ansässigen Unternehmen, egal ob sie sie finanziell beteiligen oder nicht, Sicherheitsmängel festgestellt, behoben und an diese weiter gemeldet. Obwohl die Mitarbeiter in dieser Zeit für die Bestreifung der sonstigen Bereiche nicht zur Verfügung standen, stellen diese Verbesserungsarbeiten eine wichtige Säule des Sicherheitskonzeptes dar.
-Zahlreiche Unternehmen profitieren, ohne sich finanziell zu
beteiligen-
Enrico Haupt, Geschäftsführer des engagierten Sicherheitsunternehmens EVP-exklusiv, teilte Vertretern der Polizei, der Gemeindeverwaltung und der ansässigen Unternehmen am Dienstag mit, dass das Konzept bei der aktuellen Finanzierungssituation nicht weitergeführt werden könne. „Der Betrieb kann mit dem aktuellen Status Quo noch bis Anfang Mai fortgeführt werden. Danach werden wir das Projekt nicht mehr kostendeckend betreiben können.“, so Haupt wörtlich. Nach Auffassung von Karl-Heinz Brüggemann und Bürgermeister Andreas Kaiser, verhalten sich große Teile der ansässigen Gewerbetreibenden äußerst unsolidarisch. „Es ist für uns nicht hinzunehmen, dass hier einige offenbar auf eine Art Mitnahmeeffekt zum Nulltarif spekulieren“, mahnt Brüggemann. Zwar hatten die meisten der „Nichtzahler“ vor einem Jahr angekündigt, sich am Konzept beteiligen zu wollen, geschehen war danach jedoch nichts. „Ohne den Einstieg mehrerer zusätzlicher Unternehmen, werden wir das Projekt einstellen oder konzeptionell stark verschlanken“, so Andreas Kaiser.
-Gespräche mit Unternehmern in den kommenden Wochen-
Polizeichef Brüggemann, Gemeindebürgermeister Kaiser und Unternehmer Rüdiger Schuma kündigten an, in den kommenden Wochen Gespräche mit den Gewerbetreibenden führen zu wollen, die sich aktuell noch nicht beteiligen. Außenstehenden dürfte es kaum zu vermitteln sein, wie ein so erfolgreiches Projekt an ausdrücklich äußerst überschaubaren finanziellen Hürden scheitert.