Bundesverdienstkreuz für Anne Scherger Erinnerung an das jüdische Leben in Lingen wach halten

03 07 Orden Frau Scherger0

Lingen. Die Lingenerin Anne Scherger ist am Freitag mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden. Stellvertretend überreichte ihr Oberbürgermeister Dieter Krone den Orden und die Urkunde des Bundespräsidenten Joachim Gauck. „Seit vier Jahrzehnten engagieren sie sich in der Betreuung von Holocaust-Überlebenden und deren Angehörigen sowie für die Erforschung und Darstellung des jüdischen Lebens in Lingen und der Judenverfolgung“, sagte Oberbürgermeister Dieter Krone in seiner Laudatio. „In ihrem Einsatz gegen das Vergessen und mit ihrer Bescheidenheit haben sie Maßstäbe für unser aller Handeln gesetzt – gerade in der heutigen Zeit. Ihnen gilt unser aller Bewunderung und Hochachtung.“
Die jüngste Bundesverdienstkreuzträgerin der Stadt dankte ihren Gästen und Wegbegleitern. „Vieles habe ich nicht alleine geschafft“, richtete sie das Wort insbesondere an Anne-Dore Jakob, mit der sie die Ausstellung „Verfolgt – deportiert – ermordet“ erarbeitet hatte. „Dieses Thema hat mich mein ganzes Leben lang beschäftigt und geprägt“, so Anne Scherger.

Über Jahrzehnte habe sich die Lingenerin der Aufgabe gewidmet, die Öffentlichkeit über die Schicksale der von den Nationalsozialisten verfolgten, vertriebenen und ermordeten jüdischen Lingener Bürgerinnen und Bürger aufzuklären, so Oberbürgermeister Dieter Krone. Sei es durch Ausstellungen oder verschiedene Publikationen zum Jüdischen Friedhof und zur Verfolgungsgeschichte der Juden aus dem Lingener Raum. Die heute noch vorhandenen Stätten jüdischen Lebens, die Jüdische Schule und den Jüdischen Friedhof, habe sie wieder zugänglich und in ungezählten Führungen für Schulklassen und andere interessierte Besucher erfahrbar gemacht. Das Ergebnis ihrer Recherchen bildete zudem die Grundlage für die seit 2005 verlegten 38 Stolpersteine in Lingen und der dazu erschienenen „Wegweiser“-Broschüre zu den Steinen. Der Band lädt zu einem Stadtrundgang ein und gibt einen Einblick in die Geschichte der Menschen, die sich hinter den Stolpersteinen verbergen. Durch ihre intensiven Recherchen habe Anne Scherger viele persönliche Kontakte zu Überlebenden des Holocaust knüpfen können und so maßgeblich zur Versöhnung beigetragen. „In ihrer Lebensbiografie sind sie uns allen ein Vorbild und ich bin sehr stolz und freue mich mit Ihnen über diese hohe Auszeichnung unseres Landes“, so Dieter Krone abschließend.