Artikel vom 21. Oktober 2021 Meppen. Was bundesweit zu verzeichnen ist, betrifft den Landkreis Emsland derzeit besonders: das steigende Infektionsgeschehen im Zuge der so genannten vierten Corona-Welle. Im gesamten Landkreis nimmt die Zahl der Infektionsfälle zu, die 7-Tagesinzidenz steuert mit derzeit 98,2 Fällen wieder auf die Überschreitung der Hundertermarke zu. Dabei stehen einzelne Kommunen im nördlichen Emsland aktuell besonders im Fokus: In der Samtgemeinde Werlte etwa sind am heutigen Donnerstag 132 Fälle zu verzeichnen, die Samtgemeinden Sögel und Dörpen sind mit 59 bzw. 45 Infektionsfällen in Relation zu den Einwohnerzahlen ebenfalls stark belastet.
Anders als in früheren Phasen der Pandemie sind diese Werte jedoch nicht in erster Linie auf große betriebliche Ausbruchsgeschehen zurückzuführen, sondern ergeben sich aus der Summe vieler Einzelfälle, aus denen nicht selten zum Teil auch größere familiäre Häufungen resultieren. Mit mehr als 20 Prozent der Fälle ist die Gruppe der Kinder und Jugendlichen von 0 bis 14 Jahren in diesem Kontext besonders betroffen.
Etwa 30 Prozent der Infektionen im Landkreis Emsland seit Anfang September betreffen Personen mit bestehender Corona-Schutzimpfung. „Zwar sind im Emsland etwa 70 Prozent der Menschen vollständig geimpft, wodurch die Ansteckungsgefahr deutlich reduziert, eine mögliche Infektion jedoch nicht zu 100 Prozent verhindert werden kann. Allerdings sind in der Gruppe der Geimpften die Krankheitsverläufe in der Regel sehr mild, das stellen wir auch bei den aktuellen Infektionen fest“, erläutert Gesundheitsdezernentin Sigrid Kraujuttis und bekräftigt, dass die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems daher noch nicht gefährdet sei. „Momentan werden 11 Corona-Infizierte stationär behandelt, eine Person muss davon intensivmedizinisch betreut und beatmet werden“, nennt Kraujuttis den aktuellen Stand in den emsländischen Krankenhäusern.
Derzeit gelten im Emsland die Corona-Regelungen des Landes für Kommunen mit einer 7-Tages-Inzidenz über 50. Auch bei weiter steigender Inzidenz sind auf Grundlage der niedersächsischen Corona-Verordnung weitere Beschränkungen nicht vorgesehen, hier müsste neben der 7-Tages-Inzidenz insbesondere die landesweite Hospitalisierungsrate, die als zentraler Leitindikator fungiert, maßgeblich steigen.
Zwar sei die Situation im Emsland insgesamt nicht mit dem Vorjahr zu vergleichen, die Belastung für den öffentlichen Gesundheitsdienst bleibe jedoch weiter hoch. „Das öffentliche Leben ist derzeit kaum beschränkt und es gibt daher vielfältige Kontakte im Privat- und Berufsleben. Die Containment-Strategie, bei der frühzeitig weitere infizierte Personen durch Abstrichentnahmen identifiziert, Quarantäneanordnungen ausgesprochen und Kontaktpersonen nachverfolgt werden, ist deshalb sehr aufwändig, zeitintensiv und oftmals nur mit Verzögerung umzusetzen“, unterstreicht Landrat Marc-André Burgdorf. „Es kann nicht sein, dass unser Gesundheitsamt tagtäglich aufwändige Recherche betreibt, um Fälle zu rekonstruieren, Telefonnummern der Kontakte zu ermitteln und dann Hunderte Menschen ans Telefon zu bekommen – um letztlich zu erfahren, dass der Großteil geimpft und nichts weiteres zu veranlassen ist“, kritisiert Burgdorf die Vorgaben des Bundes.