„Haben ist besser als brauchen!“

Artikel vom 13. November 2023 Nach knapp zweieinhalb Stunden Spielzeit war es soweit und keiner wusste so recht, wie es den Volleyballerinnen des SC Spelle-Venhaus gelungen ist: mit 3:2 (25:15, 16:25, 22:25, 25:16, 15:12) schlugen sie am Samstagabend im Regionalligaduell den VfL Lintorf, entführten somit 2 äußerst wichtige Punkte und siegten nach 2 Niederlagen glücklich. SCSV-Coach Stefan Jäger zeigte sich dennoch unzufrieden mit dem Auftritt seines Teams.

Spelle/ Linfort- Nach den beiden Niederlagen gegen Osnabrück und Union Lohne wollten die Spellerinnen nicht nur wieder in die Erfolgsspur – vor allem nach dem Auftritt gegen Lohne, bei dem der letzte Biss und die „Gier nach mehr“ mit einigen Prozentpunkten fehlten, um die Partie für sich zu entschieden, sollten die Tugenden Kampfgeist und Kommunikation wieder mehr im Vordergrund stehen. So starteten die Emsländerinnen auch zuversichtlich und frohen Mutes in Lintorf, setzten im ersten Durchgang konzentriert alle Vorhaben und taktischen Vorgaben um und ließen vor allem mit platzierten Aufschlägen dem Lintorfer Heimteam keinerlei Chance, sich zu entfalten. Vor allem Ronja de Boer, die nach dem Spiel mit der goldenen MVP-Medaille ausgezeichnet wurde, servierte platziert (passend zum 11.11.) 11 Aufschläge in Serie und legte hiermit den Grundstein zum deutlichen Satzgewinn.

Mit dem Seitenwechsel schien dann alles wie verflogen: Absprachen wurden nicht eingehalten, oder gar nicht erst getroffen, selbst die nötigste Bewegungsbereitschaft fehlte und die Konzentration auf das Spiel schien auf der anderen Feldseite verblieben zu sein. „Das grenzte an Arbeitsverweigerung“, resümiert Jäger kopfschüttelnd nach der Partie nicht nur den zweiten Durchgang. So hatte er – wie gewohnt impulsiv und mitfiebernd – vom Spielfeldrand alles Erdenkliche versucht, um seine Spielerinnen zu wecken. Aber weder positives Pushen, noch großes Lob für kleinste Erfolge, noch ein „Generalanschiss“, der durch die komplette Halle hallte, als auch ungewohntes Hinsetzen halfen, um ansatzweise wieder in die Spur zu kommen. So endete Satz 2 ebenso deutlich wie der erste Durchgang; allerdings für die Gastgeberinnen. Selbige ließen dann zunächst ebenfalls alles Positive auf dem Spielfeld und die Spellerinnen übernahmen jetzt das Ruder. Schnell führte man mit bis zu 7 Punkten. Doch dann schlichen sich viele individuelle Fehler ein und der Vorsprung schwand ebenso schnell wie er erarbeitet war, wurde egalisiert und die Lintorferinnen zogen im Eiltempo bis zum 2:1 Satzvorsprung an den Spellerinnen vorbei.

Zum Folgesatz stellte Jäger taktisch etwas um: Ronja de Boer (Diagonal), Pauline Greiwe (heute einspringend als Mittelblockerin) und Emma Rauen (feierte neben dem Sieg auch ihren 18. Geburtstag) rochierten je nach Bedarf ihre Positionen. So stellten sie die Lintorferinnen bei jedem Ballwechsel immer wieder vor neue und unterschiedliche Aufgaben und die eigene Konzentration wurde gefordert, aber auch auf die Probe gestellt. „Das hätte auch voll in die Hose gehen können. Aber irgendetwas musste passieren. Spielerisch hätten wir das alles viel deutlicher gestalten können und müssen, haben es aber nicht auf´s Parkett bekommen. Letztlich zählt der Sieg. Punkte haben ist deutlich besser, als diese hintenraus zu brauchen. Aber sowohl gegen Lohne, als auch gegen Lintorf haben wir unnötig was liegen gelassen. Anstrengend, unnötig und ärgerlich. An der Haltung müssen wir dringend arbeiten! Wir haben uns in den ersten 4 Spielen deutlich aktiver, wacher und leidenschaftlicher präsentiert.“ Aus Sicht der Spellerinnen griffen die Umstellungen glücklicherweise. Sowohl Satz 4 als auch der entscheidende Tie-Break konnten trotz einer Vielzahl von Eigenfehlern für sich entschieden und somit das Spiel mit 3:2 nicht verloren werden.

Die SCSV-lerinnen rangieren nun auf Tabellenplatz 4. Mit 4 Siegen aus 6 Spielen und 11 Punkten ist das Team auf gutem Kurs die Liga zu halten. Die in der letzten Saison ausgebliebenen Erfolge werden definitiv eingefahren. Und das ist das, was unter dem Strich und am Ende der Saison zählen wird. Doch auch die eigene Weiterentwicklung, attraktiver Volleyballsport, Leidenschaft, Kampf- und Teamgeist sollen nach Jäger im Fokus der Arbeit bleiben. Am kommenden Samstag kann dies erneut unter Beweis gestellt werden: es geht zum Tabellenletzten nach Weende. Dort wird die Emsländerinnen ein heißer Tanz erwarten. Weende ist am Zug, den Anschluss an einen Nichtabstiegsplatz zu erkämpfen. Spelle kann sich mit einem Sieg im oberen Tabellendrittel festsetzen. Alles eine Frage des Willens und der Haltung.

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