Hochwasserhilfe im Ahrtal aus Spelle

Artikel vom 27. Juli 2021 Spelle- Angesichts der schweren Hochwasser-Katastrophe in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern haben sich sieben junge Männer aus Spelle auf den Weg ins Ahrtal gemacht, um dort den betroffenen Menschen zu helfen. Mit diesem persönlichen Text berichten sie über die bewegenden Erfahrungen.
„Nachdem im Fernsehen und Internet das große Leid und die Berge voll Arbeit in dem Krisengebiet Ahrweiler nur erahnt werden konnten, haben wir, eine Gruppe junger Speller, Venhauser und Varenroder Bürger am Mittwoch kurzfristig beschlossen, uns auf den Weg in das Krisengebiet zu machen. Viele von uns sind Mitglied der Feuerwehr oder kommen aus Bauberufen und sind den Umgang mit großen Arbeitsgeräten gewohnt.

Mit Teilen aus dem vorhandenen Maschinenpark der Firmen Löcken Bauservice und der Maschinenfabrik Krone wollten wir den betroffenen Anwohnern helfen und die Aufräumarbeiten unterstützen. Nach kürzester Zeit haben sich dann die 7 freiwilligen Helfer Lennard Löcken, Julian Gude, Jonas Budde, Andre Strahlenbach, Matthias Roling, Dominik Jungehüser und Patrick Höving organisiert und sich am Freitagmorgen auf den Weg in das Krisengebiet Ahrweiler gemacht.

Eingesetzt wurden bei der Aktion ein Teleskoplader und Tieflader von der Firma Krone, ein Container-LKW, Radlader und Bagger der Fa. Löcken und ein Transporter der Firma Autop Stenhoj. Die Gemeinde Spelle unterstützte uns mit einer Geldspende.

Als wir das Krisengebiet erreichten, fanden wir schnell ein eigentlich fertig geplantes Neubaugebiet, welches zu einem Müllsammelplatz umfunktioniert wurde und uns als provisorisches Lager für den ersten Tag und die Nacht diente. Nachdem wir unser Gerät abgeladen hatten, machten wir uns auf dem Weg in den Ort Schuld, wo uns das Ausmaß der Katastrophe erst richtig bewusst geworden ist.
Es sah aus, wie in einem Kriegsgebiet, das kann man im Fernsehen gar nicht richtig erkennen, man muss es selbst gesehen haben. Hier haben wir bis in die späten Abendstunden die betroffenen Menschen bei den Aufräumarbeiten unterstützt und ihre Grundstücke von Schutt und Geröll befreit.

Am nächsten Morgen haben wir uns in zwei Kolonnen aufgeteilt. Während eine Kolonne im Ort Lückenbach damit beschäftigt war, eine Straße, die durch das angeschwemmte Treibgut komplett versperrt war, wieder freizuräumen und den Verkehr wieder möglich zu machen, fuhr die zweite Kolonne erneut nach Schuld und half den Anwohnern beim Räumen ihrer durch die Flutwelle weggerissenen Häuser. Die zweite Nacht konnten wir dann durch das großzügige Angebot einiger Jäger aus Lückenbach in deren unbeschädigter Jagdhütte verbringen.

Am Sonntag sind wir erneut nach Schuld gefahren, um mit den Aufräumarbeiten fortzufahren. Wir mussten jedoch später abbrechen, da ein Gasleck in einem Gastank die weitere Durchfahrt unmöglich machte und es zu einer gefährlichen Situation hätte kommen können. Am späten Nachmittag machten wir uns auf dem Heimweg, sodass wir gegen 21.00 Uhr wieder in Spelle/Venhaus angekommen sind.

Es ist unbeschreiblich, was für ein schreckliches Leid die Anwohner dort durchmachen müssen. Viele Betroffene stehen unter Schockstarre und sind sehr dankbar für die angebotene Hilfe.
Einzelne persönliche Schicksale haben uns sehr berührt. Es gibt Menschen, die sowohl ihr gesamtes Hab und Gut aber auch, noch viel schlimmer, gute Freunde verloren haben. Umso wichtiger sind die vielen freiwilligen Helfer, die aus ganz Deutschland auch jetzt noch anreisen, um den Betroffenen bei den nicht enden wollenden Arbeiten zu unterstützen.

Wir wurden von den Anwohnern herzlichst willkommen geheißen und erfuhren viel Dankbarkeit und Anerkennung, so dass wir am liebsten noch länger dortgeblieben wären. Mit einigen Einwohnern werden wir weiter in Kontakt bleiben.“


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