Unterschriftenaktion wirbt für Erhalt des Gebäudes der Kornbrennerei Sandtel zu Spelle-Venhaus

Artikel vom 11. September 2022 ­

Heitel – Lünne – Schapen – Spelle – Varenrode – Venhaus: Bürger aller Teile der Samtgemeinde Spelle und weit darüber hinaus werden von einer Unterschriftenaktion angesprochen, den Erhalt des mehr als 230 Jahre alten Gebäudes zu unterstützen und eines der sehr wenigen verbliebenen historischen Bauwerke in der Samtgemeinde vor dem Abriss zu bewahren.

Zu finden ist sie unter openpetition.de/!brennereisandtel

Als die Kornbrennerei Sandtel errichtet wurde, war die Französische Revolution in ihrer heißen Phase und das, was man später als ‚Deutschland‘ nenne würde noch in weiter Ferne. Sie war Teil des Bistums Münster, des Kaiserreichs Frankreichs, des Königreichs Preußen, des Deutschen Reichs und der Bundesrepublik Deutschland. Sie hat mehr Krisen, Kriege und Umbrüche überlebt als ein Mensch Finger hat. Jetzt soll sie offenbar abgerissen werden.

Die Hofstelle Sandtel/Böker zu Spelle-Venhaus blickt auf eine mehr als 230jährige Geschichte zurück. Im Jahr 1791 wurde auf der Hofstelle eine Kornbrennerei eingerichtet, die im Laufe der letzten Jahrhunderte regionale Bekanntheit entwickelte. Vor wenigen Jahren kam die Gemeinde Spelle in den Besitz der Hofstelle und suchte nach einem Investor für die Hofstelle.

Ein ein erstes lokales Investorenduo gab nach wenigen, aber dafür umso heftigeren Anfeindungen sowohl aus dem Rat als auch aus der Bevölkerung frustriert auf. Im zweiten Anlauf entschied der Rat der Gemeinde sich gegen einen anderen lokalen Investor und für ein Konzept der Brüggemann Projektbau GmbH aus Neuenkirchen.

In diesem enthalten ist offenbar ein restloser und vollständiger Abriss sämtlicher Gebäude der alten Hofstelle – einschließlich der mehr als zweihundert Jahre alten Kornbrennerei. Diesem, und nur diesem, wird mit der Petition entschieden widersprochen!

Der Abriss des Gebäudes wäre in kaum zu ermessender Schaden für Ort, Gemeinde und Region.

  1. Ein Ort mit Geschichte: Historische Gebäude prägen das Ortsbild und verbinden die Geschichte des Ortes mit seiner Zukunft. Die Gemeinde Spelle hat leider nur noch sehr wenige erhaltene Gebäude deren Alter über das Jahr 1950 hinausgeht. Man erinnere sich: auch um die Erhaltung des Wöhlehofes (heute Aushängeschild der Gemeinde) musste damals hart gerungen werden, ebenso wie unter anderem die Speller Kirche durch Abriss verloren gegangen ist.
  2. Mehr als nur Romantik: Die Erhaltung der Baugeschichte des Ortes als ‚romantische‘ abzuwerten reduziert den Ort auf den kalten Zweck der Behausung zum Arbeiten, Essen und Schlafen. Das was den Menschen ausmacht ist mehr als das: die Kultur. Diese spiegelt sich auch in der Architektur unserer Bauwerke wieder. In der Gemeinde Spelle sind leider nur sehr wenige Beispiele der baulichen Geschichte des Ortes erhalten geblieben und mit der alten Kornbrennerei würde ein weiteres für immer verloren gehen.
  3. Nicht zu ersetzen: Eine Informationstafel wäre vor allem eins: günstig. Die Geschichte derer, die vor uns kamen muss greifbar bleiben um ihre Nähe und Relevanz für uns nicht zu verlieren. Wenn man sie nurnoch in Bücher und in Hinweistexte verbannt, wird sie für die später geborenen an Relevanz verlieren.
  4. Fehlender Denkmalschutz als Chance: Es ist wahr: das Gebäude wird nicht vom Denkmalschutz geschützt. Dies aus dem einfachen Grund, dass das Gebäude seit mehr als 230 Jahren kontinuierlich genutzt, erweitert und verändert wurde. Es ist sehr bedauerlich, dass sowohl der Rat der Gemeinde Spelle als auch die Brüggemann Projektbau GmbH dies als simplen Freischein begreifen das Gebäude einfach zu planieren. Dies wäre vor allem nur eins: bequem. Man kann auch heute problemlos, aber nicht ohne den entsprechenden Willen das Gebäude einer Veränderung und neuen Nutzung zuführen!
  5. Neues wagen: Der abnehmende Alkoholkonsum in der breiten Bevölkerung hat vielen Brennereien zu schaffen gemacht und zu vielen Schließungen geführt. Auch die Erzeugnisse der Brennerei Sandtel finden nicht mehr den Absatz, den sie früher gefunden haben. Egal wie man selber zum Konsum von Spirituosen steht: man kann und sollte auch neue Wege wagen – das Gebäude muss nicht auf ewig eine Brennerei bleiben. Selbst Wohnraum in den alten Mauern zu schaffen sollte für die Experten der Brüggemann Projektbau GmbH ein Klacks sein.
  6. Baufällig oder ‚bequemer Abriss‘: der von einigen Ratsmitgliedern kommunizierten ‚Baufälligkeit‘ wird entschieden widersprochen – den Erhalt historischer Bauwerke muss man schon wollen. Wer stattdessen immer den bequemeren Weg eines Abrisses wählt, riskiert damit die Identität und das Gesicht des eigenen Ortes. Und wie gesagt: niemand sagt, dass man das Gebäude nicht einer neuen, zeitgemäßen Verwendung zuführen kann. Hunderte Beispiele weit über die Region hinaus zeigen, dass man aus sehr viel baufälligeren Objekten lokale Schmuckstücke zaubern konnte.

Summa summarum: ein Abriss der Brennerei wäre eine lokale und regionale Katastrophe. Es ist äußerst bedauerlich, dass den Ratsmitgliedern und der Brüggemann Projektbau GmbH die Fantasie fehlt, eines der ältesten Bauwerke der Gemeinde zu erhalten und einer neuen Nutzung abseits des Abrisses zuzuführen.

Die Petition will die Verantwortlichen überzeugen, die Abrisshaltung gegenüber der Brennerei zu überdenken und ihr Konzept zu ändern um das Gebäude der Brennerei Sandtel auch späteren Generationen als Zeugnis der lokalen und regionalen Vergangenheit zu erhalten!

Zu finden ist sie unter: https://www.openpetition.de/petition/online/das-gesicht-des-ortes-bewahren-gebaeude-der-kornbrennerei-sandtel-zu-spelle-venhaus-retten

Michael Kulüke
(Initiator der Petition ‚Das Gesicht des Ortes bewahren – Gebäude der Kornbrennerei Sandtel zu Spelle-Venhaus retten!‘)

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.