Artikel vom 7. April 2022 „Wahrscheinlich geht das Fahrzeug nach Butscha“
Krankentransportwagen an Ukrainer übergeben – Finanziert aus regionalem Hilfsfonds
Meppen. Finanziert aus dem regionalen Hilfsfonds der Landkreise Emsland, Grafschaft Bentheim und der Kommunen der beiden Landkreise, konnte am Mittwoch, 6. April, ein Krankentransportwagen (KTW) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Kreisverband Emsland, an Serhiy Kapitzky und Olexandr Panzyha vor dem Meppener Kreishaus übergeben werden.
Die beiden Ukrainer waren gemeinsam mit zwei Fahrern am vergangenen Dienstag (5. April) aus dem rund 1800 km entfernten ukrainischen Oblast Tscherniwzi mit dem Auto angereist, um den KTW in Empfang zu nehmen und sofort in ihre Heimat zu bringen. „Wahrscheinlich geht das Fahrzeug nach Butscha und kommt dort zum Einsatz“, berichteten sie. Das Massaker an Zivilisten in der zerstörten Stadt nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew, hatte weltweit für tiefe Betroffenheit und Empörung gesorgt.
Kapitzky, Abgeordneter im Oblast-Parlament von Tscherniwzi (vergleichbar mit unserem Landtag), und Panzyha, Vorsitzender der Humanitären Organisation „Unia“ aus Zastawna im Oblast Tscherniwzi, waren eigens für den Auftrag, Hilfsgüter für die Ukraine entgegen zu nehmen, mit einer Sondergenehmigung ausgestattet worden. Andernfalls hätten sie und die beiden Fahrer, die ebenfalls über eine solche Genehmigung verfügten, die Ukraine nicht verlassen dürfen.
Der Oblast Tscherniwzi an der Grenze zu Rumänien ist nach Angaben von Panzyha bislang nicht direkt von Kampfhandlungen betroffen, die derzeit etwa 150 km entfernt vom Oblast Tscherniwzi stattfinden sollen. Zahlreiche Flüchtlinge aus dem Oblast Tscherniwzi sind im Landkreis Lidzbark Warmiński im Norden Polens aufgenommen worden, zu dem eine enge Partnerschaft besteht. Bereits etwa 100.000 Menschen seien vor dem Kriegsgeschehen in der Ukraine in den
polnischen Partnerlandkreis geflohen. Der Landkreis Lidzbark Warmiński wiederum pflegt eine enge Partnerschaft zum Landkreis Emsland.
„Für uns war diese Verbundenheit mit Polen und die Bestürzung über den Krieg in der Ukraine der Grund, den Hilfsfonds aufzulegen, um so zügig finanzielle Mittel für dringend benötigte humanitäre Hilfsgüter sowie die Flüchtlingshilfe bereitstellen zu können“, sagt Dr. Sigrid Kraujuttis, zuständige Dezernentin beim Landkreis Emsland. Sie wünschte Kapitzky und Panzyha sowie ihren Familien alles Gute und machte deutlich, dass die Geschehnisse in der Ukraine hier mit Entsetzen und Fassungslosigkeit verfolgt würden. Als Zeichen des Dankes übergab die Delegation eine ukrainische Flagge an Kraujuttis.
„Wir hoffen, dass das Fahrzeug seinen Dienst tut und sind froh, auf diese Weise unterstützen zu können“, sagte Andreas Hoffhaus vom DRK-Kreisverband Emsland. Der KTW wurde durch das DRK vor der Übergabe instandgesetzt und gut ausgerüstet.
Auf dem Weg zurück in die Ukraine, den Kapitzky und Panzyha direkt nach der Fahrzeugübergabe antraten, werden sie an einer weiteren Station noch zusätzliche Hilfsgüter wie Medikamente und Verbandszeug aufladen und sie zusammen mit dem KTW in die Kriegsgebiete bringen.
Der Hilfsfonds für die Ukraine war im März mit insgesamt 470.087 Euro aufgelegt worden, davon stellten der Landkreis Emsland 331.340 Euro und der Landkreis Grafschaft Bentheim 138.747 Euro bereit. 50 Prozent der Mittel stammen aus den Haushalten der Landkreise, die andere Hälfte kommt von den Kommunen.
Bild: Die Ukrainer Olexandr Panzyha von der Humanitären Organisation „Unia“ (3. v. l.) und der Abgeordnete Serhiy Kapitzky (4. v. l.) nahmen den KTW in Empfang. Übergeben wurde er von der zuständigen Dezernentin Dr. Sigrid Kraujuttis (2. v. r.), Andreas Hoffhaus vom DRK-Kreisverband Emsland (r.) sowie Christoph Polke (l.) und Zbigniew Leszczynski, der für alle Beteiligten übersetzte (beide Landkreis Emsland). Gemeinsam zeigten sie als Zeichen der Solidarität die ukrainische Flagge.