Pflegekräfte der Hedon-Klinik sind total überfordert und machen ihrem Unmut Luft Geschäftsführung will Station schließen

Artikel vom 5. Oktober 2021 Pflegekräfte der Mediclin Hedon – Fachklinik für Neurologie und Orthopädie – haben am Dienstagmittag ihren Unmut über die unhaltbaren personellen Zustände auf ihren Stationen mit einer Kundgebung vor dem Hauptportal Luft gemacht. Sie stellten heraus, dass es zu viele Patienten pro Pflegekraft gibt. Wegen des desolaten Zustandes haben viele Fachkräfte die Notbremse gezogen und gekündigt.

Lingen. Die Gewerkschaft Verdi hat auf die unhaltbaren Zustände auf den vier Akutstationen für neurologische Frührehabili­tation sowie Weaning reagiert und einen Hilfe­ruf gesendet. Dem Aufruf zur Kundgebung vor dem Klinik-Hauptportal waren die Pflegekräfte im Wechsel unter Einhaltung aller Corona-bedingten Vorsichtsmaßnahmen gefolgt. So hielten sie den Notbetrieb auf den Stationen aufrecht.

Oliver Bart, ver.di-Gewerkschaftssekretär, stellte heraus: „Die Krankenschwestern und Pfleger gehen auf dem Zahnfleisch. Sie arbeiten schon lange am Limit und kommen auf den Stationen immer in Bereiche hinein, in denen man die Arbeit nicht mehr verantworten kann. Sie haben das Gefühl, dass sie mit einem Bein im Gefängnis stehen. Trotzt aller Missstände habt sie immer das Wohl der Patienten im Auge. Dafür gebührt ihnen Respekt, Lob und Anerkennung.“

Barth reichte das desinfizierte Mikro weiter an verschiedene Pflegkräfte von den vier betroffenen Akutstationen weiter. Die Krankenschwestern und Pfleger stellten heraus, dass sie seit Wochen deut­lich über ihre Grenzen arbeiten würden. Auch im regu­lären Reha-Bereich sehe es nicht viel anders aus. Die unhaltbaren Zustände dürften keine Dauerlösung sein. Sie seien nicht mehr bereit, die Verantwortung zu übernehmen. Mittlerweile laufe das Hamsterrad auf den Pflegestationen dermaßen auf Hochtouren, dass viele Kollegen/innen schon die Notbremse gezogen und den Job hingeschmissen hätten.         

Zu bedenken gab Barth, dass die Geschäftsführung die Situation erkannt habe und handeln wolle. Der kaufmännische Direktor Holger Kammann betonte, dass sich die Klinikleitung der Verantwortung stelle. „Wir haben schon einige Maßnahmen umgesetzt und wollen weitere in Angriff nehmen, damit wir als Hedon-Klink in ruhiges Fahrwasser kommen. Nach Rücksprache mit dem Vorstand von Mediclin wollen wir bis zum Jahresende sukzessive eine Station im Akutbereich vom Netz nehmen. Die dortigen Mitarbeiter/innen werden dann auf den drei anderen Stationen eingesetzt, um Entlastungen zu schaffen. Das würden wir gerne gemeinsam mit ihnen machen, denn wir können in der Gemeinsamkeit viel mehr bewirken.“      

Betriebsratsvorsitzender Gero Schlagelambers betonte: „Uns ist schon klar, dass dies keine Entscheidung ist, die bei allen Jubel hervorrufen wird, insbesondere bei denen, die es als Station betrifft. Wir als Betriebsrat sind der Überzeugung, dass diese im Moment alternativlos ist. Es gibt keine andere Lösung, um die Pflege jetzt in dieser Situation zu entlasten. Wir wollen das vernünftig begleiten und da jeden mitnehmen. Ganz wichtig ist auch, dass wir mehr Personal brauchen.“

Der Ge­werkschaftssekretär resümierte: „Wir packen es an und stecken nicht den Kopf in den Sand. Es geht uns darum, dass ihr gute Arbeitsverhältnisse habt und die Patientenversorgung entsprechend gewährleistet ist. Wenn es aber nicht läuft, setzen wir auch mal das Brecheisen an.“ 

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