Holz für Meppener Unternehmen gelangt über Bahnstrecke Lathen-Werlte an Zielort
(v. l.) Spediteur Wolfgang Möhlenkamp, Gemeindedirektor Frank Klaß und Holger Dieker, Geschäftsführer der EEB, machen sich vor Ort ein Bild von den Verladearbeiten. (Foto: Samtgemeinde Sögel)
Sögel. Großer Bahnhof für die erste Verladung am neuen Ladegleis an der Bahnstrecke von Lathen nach Werlte: Am vergangenen Montag (14. Februar) wurde Holz für die Sonae Arauco Deutschland GmbH, einem weltweit tätigen Hersteller von Holzwerkstoffproduzent u. a. für das Baugewerbe und die Möbelfertigung mit Sitz in Meppen, umgeschlagen.
Eine Ladung von rund 1800 Tonnen Holz aus dem Sauerland wurde vom Zug auf insgesamt sieben LKW des in Sögel ansässigen Spediteurs Wilhelm Möhlenkamp verladen und zum Unternehmen nach Meppen transportiert. Der rund 650 m lange Zug wurde über das Schienennetz der Deutschen Bahn nach Lathen und von dort über die Schienen der Emsländischen Eisenbahn (EEB) nach Sögel transportiert. Am Verladegleis in Sögel fand die Umverteilung statt. Es ist, wie auch das Verladegleis in Werlte, nunmehr größtenteils fertiggestellt. Es sind noch einige Restarbeiten erforderlich, zu denen unter anderem die Installation des Beleuchtungssystems gehört. Ein Warenumschlag kann aber bereits jetzt erfolgen.
„Mit der sanierten Bahnstrecke Lathen-Werlte und den zusätzlich eingerichteten Verladegleisen können wir der Wirtschaft nunmehr ein vollwertiges Angebot für den Warentransport auf der Schiene machen, das mit Umweltfreundlichkeit punktet, den schienengebundenen Güterverkehr stärkt und geeignet ist, künftig mehr Verkehre auf die Schiene zu verlagern. Diese erste Verladung ist ein Signal, ein Startschuss, mit dem wir gemeinsam mit der Wirtschaft die vorhandenen Potentiale ausschöpfen wollen. Das Ganze wird jetzt Fahrt aufnehmen“, ist sich Landrat Marc-André Burgdorf sicher.
Holger Dieker, Geschäftsführer der EEB, sagt: „Es ist schön, dass es jetzt los geht und wir das Verladegleis in Sögel nutzen können. So gesehen ist der Transport eine Feuertaufe für die neue Infrastruktur. Fremde Eisenbahnverkehrsunternehmen werden aus Sicherheitsgründen von einem Bahnlotsen der EEB für die ersten Fahrten begleitet. Die Weichen müssen richtig gestellt sein. Und das ist uns heute im doppelten Wortsinn offensichtlich gelungen.“
Sögels Gemeindedirektor Frank Klaß zeigt sich ebenfalls optimistisch: „Wir wollen dieses Infrastrukturprojekt zu einem Erfolg machen. Die Investitionen sollen sich lohnen, und was wir dazu beisteuern können, werden wir machen“, legt er die Richtung für die Zukunft fest. Seiner Auffassung nach sei es wichtig, möglichst vielen Betrieben den Zugang zum Verladegleis zu gewähren und bestenfalls einem Logistiker vor Ort einen festen Standort am Verladegleis einzuräumen.
Für Möhlenkamp stellt die erste Verladung einen gelungenen Auftakt für weitere Aufträge dar: „Wir wissen jetzt, wie es geht und können mit dem Verladegleis auf weitere Transportmöglichkeiten zurückgreifen. Für unser Unternehmen ist das ein deutlicher Standortvorteil.“
Ihren Anfang nahm die Maßnahme bereits im Dezember 2013, als der emsländische Kreistag entschied, die gesamte Bahnstrecke von Lathen nach Werlte zu ertüchtigen. Im Oktober 2017 ist die Strecke von Lathen nach Werlte nach ihrer Komplettsanierung freigegeben worden. Rund 9,5 Mio. Euro hatte das Vorhaben gekostet, das von Bund, Land und EEB finanziert wurde.
Bestandteil dieses Projekts waren die beiden Verlademöglichkeiten entlang der Strecke. Sie sollten beginnend mit Sögel und dann in Werlte entstehen, da insbesondere für Ganzzüge die vorhandenen Bedingungen nicht ausreichend waren. Nachdem der Landkreis Emsland und die EEB als Betreiberin der Strecke im Juli 2020 den Zuwendungsbescheid der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) in Höhe von etwa 1,9 Mio. Euro (rund 75 Prozent des Investitionsvolumens) für die Errichtung der Ladeanlage in Sögel erhalten hatten, konnten die Planungen beginnen.
In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sögel und der Stadt Werlte wurden Konzepte erarbeitet und abgestimmt. Ab Ende 2020 entstand in Sögel ein Umfahrungsgleis von rund 500 m Länge einschließlich einer parallel geführten Ladestraße östlich des Bahnhofs. Entscheidend ist jedoch auch, dass das angrenzende Gewerbegebiet von der Gemeinde Sögel erschlossen wird und somit einen Zugang für die Unternehmen bietet, die direkt einen Warenumschlag über die Schiene planen.
Das Gesamtvolumen für die Maßnahme beläuft sich auf rund 2,6 Mio. Euro. Der Eigenanteil in Höhe von über 650.000 Euro (25 Prozent) wurde jeweils durch den Landkreis Emsland und die Gemeinde Sögel zu gleichen Teilen bereitgestellt. Bauträger ist die EEB.
Im November 2020 erhielten EEB und Landkreis Emsland den weiteren Zuwendungsbescheid der LNVG in Höhe von rund 2,3 Mio. Euro für das Verladegleis und die Verladestraße in Werlte. Das Umfahrungsgleis mit gut 550 m Länge und einer parallel geführten Ladestraße entstand westlich vom Bahnhof. Das Gesamtvolumen dieser Maßnahme beläuft sich auf rund 3,1 Mio. Euro. Den Eigenanteil in Höhe von knapp 800.000 Euro (25 Prozent) tragen jeweils zur Hälfte der Landkreis Emsland und die Stadt Werlte. Bauträger ist auch hier die EEB.
Die EEB betreibt als hundertprozentige Tochter des Landkreises Emsland ein rund 110 km langes Streckennetz in den Landkreisen Emsland, Cloppenburg und Ammerland.